Düster und packend

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poutschie Avatar

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Eine Gegend in den Bergen: touristisch erschlossen, dennoch leben die Menschen sehr für sich. Vermeintlich in einem friedlichen, ländlichen Idyll. Doch immer wieder verschwinden in dieser Gegend auch Mädchen und Frauen. Unachtsame Wanderinnen? Zufälle? Oder ist ein Serientäter am Werk? Denn da ist auch noch Jakobsleiter – ein Dorf weit abgeschieden hoch oben in den Bergen. Die Bewohner eigenbrötlerisch, schweigsam und religiös. Man lebt im Einklang mit der Natur und mit einer Abneigung gegen alles Moderne und insbesondere gegenüber Menschen aus der Stadt. Hat man es vielleicht mit dem Abscheu übertrieben? Mussten deshalb Menschen sterben?

Vera Bauck ist es mit „Wolfskinder“ gelungen, einen Thriller zu schreiben, der atmosphärisch dicht und düster ist. Er kommt ohne allzu großes Blutvergießen aus, sondern packt einen allein durch die Stimmung: beklemmend, rau und unwirtlich trifft es wohl am besten.

Erzählt wird durchweg aus der Ich-Perspektive wechselnder Protagonisten. Wir lernen Smilla kennen, deren beste Freundin vor 10 Jahren beim gemeinsamen Campingausflug in den Wäldern spurlos verschwand und die seitdem tief traumatisiert versucht herauszufinden, was mit ihr geschehen ist. Dann ist da Jesse, ein Jugendlicher aus Jakobsleiter, der sich auf dem Berg sehr wohl fühlt, dessen „anders“ sein, ihn aber permanent zur Zielscheibe von Spott und Gewalt werden lässt. Und der erkennen muss, dass in Jakobsleiter vielleicht doch nicht alles so ist wie es scheint. Rebekka, ebenfalls aus Jakobsleiter, die sich vom Berg in die Ferne wünscht und dabei in Gefahr gerät. Und weitere mehr…

Der Wechsel der Perspektiven stört den Fluss des Erzählens nicht, sondern lässt im Gegenteil einzelne Situationen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, anders erscheinen. Hierdurch gelingt dem Thriller die ein oder andere überraschende Wendung und es bleibt wirklich spannend bis zum Schluss. Ein kleiner Hinweis: Ich lese gerne mal die letzte Seite bei Büchern. Bei diesem Thriller ist die Auflösung aber auch dort beschrieben. Spoilert Euch nicht selber, so wie ich es leider getan habe!