facettenreiches Grauen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
straßenprinzessin Avatar

Von

„Unsere Vorstellungskraft ist rückwärtsgerichtet immer kreativer, als wenn es um unsere Zukunft geht. Kreativer und erbarmungsloser, vor allem das.“ (Seite 410)

Uhh, was für ein vielschichtiger Thriller!

Jakobsleiter ist eine winzige verschrobene Siedlung auf einem Berg, in der sehr wenige Menschen leben. Am Fuß des Berges befindet sich das kleine und ebenso verschrobene Städtchen Almenen. Beide Orte beherbergen viele Sonderlinge, die sich gegenseitig misstrauen und einem Nachbarschaftlichen Verhältnis im Wege stehen. Während die Bewohner auf dem Berg sich überwiegend in freiwilliger Abgeschiedenheit üben, sind die Stadtbewohner meist intolerante Tölpel.

Vera Buck hat einen Thriller geschaffen, der nicht nur mit seiner bildhaften Umgebung überzeugt, sondern auch durch seinen großen Personenkreis die Spannung aufrecht erhält, obwohl man manchmal gar nicht voran kommt.
Es gibt etliche Perspektiven, die einen auf den 411 Seiten begleiten. Am liebsten mochte ich Smilla, die Journalistin. Sie ist echt sympathisch, manchmal schräg und unfreiwillig witzig.
Jesse, Rebekka und Edith sind Kinder des Berges und jedes hat so seine Eigenheiten. Es gibt noch wenige andere Blickwinkel, doch die Vier würde ich als die eigentlichen Protagonisten ansehen.

Lange teilen sich die Kinder einen roten Faden und Smilla führt ihren eigenen, wobei eine vermisste Person bei allem im Fokus steht.
Am Anfang war ich sehr Orientierungslos und schnell könnte die Story ins langatmige abdriften, wäre da nicht der stetige wechsel aller Figuren. Jedes Kapitel geht mit jemand anderem weiter und sie sind nie all zu lang. Ein kleiner Cliffhanger eins ums andere Mal, der einen ans Buch fesselt.

Der Schreibstil ist sehr nüchtern und teilweise auch sehr düster. Immer wieder war ich von Personen und dessen Handlungen überrascht und die Spannung fokussiert sich immer mehr und nimmt stetig zu. Es gibt von Anfang an einen roten Faden, trotzdem bleibt es lange undurchsichtig. Ich hatte viele Vermutungen und Verdächtigungen und wurde trotzdem am Ende überrascht. Dennoch fand ich es zu simpel. Nach all den Informationen und dem Geschehen hab ich einfach auf etwas mehr und komplexeres gehofft und das hat dem eigentlich 5 Sterne Buch auch einen Stern gekostet.

Nichts desto trotz ist es ein total lesenswerter 4 Sterne Thriller!