Holpriger Start, fulminantes Ende

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mirabellenbaum Avatar

Von

Durch den Leseeindruck bei Vorablesen wusste ich, dass "Wolfskinder" von Vera Buck aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten erzählt wird. Unterschätzt habe ich, dass dies bei relativ kurzen Kapiteln und relativ vielen Hauptfiguren ein wenig... anstrengend wird. Kurzum, der Start ins Buch war holprig, der Spannungsaufbau eher langsam, ich habe ein paar Mal den Faden verloren, und wenn ich nicht um eine termingerechte Rezension bemüht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nebenbei was anderes zu lesen begonnen. Und wisst ihr was? Das wäre der größte Blödsinn überhaupt gewesen...
Nach rund 120 Seiten war der Knackpunkt überwunden, die Neugier blieb erhalten und ich bin so richtig eingetaucht in die düstere, ziemlich trostlose Welt der Alttäufergemeinde in Jakobsleiter. In diesem abgelegenen Dorf fernab der Zivilisation herrschen die Gesetze der Natur. Im Gegensatz zu vergleichbaren Gemeinschaften spielt Religion eine untergeordnete Rolle, was Pfarrer Isaiah gerne ändern würde. Das Verlassen des Dorfes wird nicht gerne gesehen, der Schulbesuch der Jugendlichen Jesse und Rebekka wird gerade so geduldet. Hier kommt auch eine sehr engagierte Lehrerin ins Spiel, die sich allerdings auch erst mit den Gepflogenheiten dieser Gemeinde vertraut machen muss.
Rebekka fühlt sich in der Dorfatmosphäre nicht wohl. Eines Tages verschwindet sie während der Schulzeit spurlos. War das geplant? Ihr Freund Jesse bezweifelt es und stellt Nachforschungen an.
Am Anfang des Buches erfahren wir von der Journalistin Smilla, dass diese ihre Freundin Juli vor Jahren bei einem Campingausflug in den Bergen der Gegend verloren hat.
Mit der Zeit stellt sich ein Zusammenhang mit dem Verschwinden von jungen Frauen in der Region und den Bewohnern von Jakobsleiter heraus, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Also vor allem die zweite Hälfte und das Ende fand ich sehr überzeugend, spannend und gelungen.
Wer anfangs ein wenig überfordert ist, dem kann ich nur raten, durchzuhalten, es lohnt sich auf jeden Fall!
Bemerkenswert finde ich nebenbei noch die Kunst der Autorin, ein derart greifbares, bedrückendess Szenario zu kreieren, mich hat bei der Lektüre ständig gefröstelt, was nicht an den vorherrschenden Temperaturen lag...