Einfühlsame Freundschaftsgeschichte

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miamina Avatar

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Es ist der letzte Schultag vor den Ferien, als Ole überraschend erfährt, dass er als Pflegekind in eine neue Familie kommt. Bisher hatte er sich noch nirgendwo richtig wohl gefühlt. Auch in der Schule ist er ein Außenseiter. Umso überraschter ist er, als er sein neues Zuhause kennenlernt. Die Wild-Turkey-Farm ist so ganz anders, etwas chaotisch, aber es geht dort auch sehr herzlich zu. Ole findet in einer dort gestrandeten Stute ein Wesen, das ihn zu verstehen scheint, weil es ähnliches durchgemacht hat. Als es dann zu einer schlimmen Katastrophe kommt, zeigt sich, dass ihre Freundschaft Wunder bewirken kann.

Auch wenn das Cover einen durchaus fröhlichen Eindruck macht, beginnt die Geschichte von Ole gar nicht heiter. Man lernt ihn als Außenseiter in seiner Klasse kennen, über den die Klassenkameraden Witze machen. Und das nicht nur, weil er täglich den Cowboyhut seines verstorbenen Vaters trägt. Etwas an der Realität vorbei fand ich, dass die Lehrerin hier gar nicht eingreift. Das ist für Betroffene von Mobbing nicht das beste Signal. Stattdessen rettet eine Mitarbeiterin des Jugendamtes Ole vor den fiesen Sprüchen und eröffnet ihm ohne Ankündigung, dass er sofort in eine neue Familie wechselt und damit auch gleich von der Stadt aufs Land. Gut, das geht alles ein bisschen plötzlich, spielt aber keine so große Rolle. Wichtiger ist, dass Ole sich nirgends wirklich zugehörig fühlt und das seit Langem. Die Autorin schildert seine Gefühle sehr gut und schafft es Empathie zu erzeugen.

Die Wild-Turkey-Farm ist eine ganz neue Erfahrung für Ole. Hier geht es - wie der Name schon sagt - etwas wilder zu. Gerade die Szenen mit Harald, dem verrückten Truthahn sind sehr lustig geschrieben und man merkt, dass es in Ole arbeitet. Vor allem aber als ein weiterer Außenseiter in Gestalt einer schwarzen Stute an den Hof kommt, spürt er sofort, dass er eine Verbindung zu dem Pferd hat. Beide tauen auf. Es gibt einiges zum Schmunzeln und Mitfiebern. Die Hofbewohner und -besucher sind tolle Charaktere, ein bunter Haufen mit vielen Eigenheiten. Das gefällt mir ziemlich gut. Spannend wird es vor allem gegen Ende, als Wonder, wie Ole das Pferd tauft, plötzlich verschwunden ist. Der Grund dafür ist fast schon spektakulär und zeigt, was Freundschaft alles vermag. Eine schöne, einfühlsame Freundschaftsgeschichte, mal melancholisch, mal lockerleicht geschrieben, aber gerade für jüngere Leser nicht allzu schwer zu lesen. Dafür sorgen neben der Erzählweise auch die angenehme Kapitellänge und die immer wieder eingestreuten schwarz-weiß Illustrationen. Nicht nur für Pferdefreunde geeignet. 4,5 Sterne