Verzwickte Familienbande

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evelynm Avatar

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Der erste Eindruck vom Cover trügt, wenn man den Klappentext liest. Der Baum steht für mich als Symbol für Familie mit ihren Wurzeln und unterschiedlichen nach oben oder zur Seite strebenden Ästen. Die bunten Blätter oder Schnipsel suggerieren eine Leichtigkeit und Flatterhaftigkeit, die wiederum im Gegensatz zum Thema Eifersucht, Rollenklischee und Selbstbestimmung zu stehen scheinen. Das macht den Roman auf den ersten Blick interessant und zieht das Auge an. Der Originaltitel heißt in der Übersetzung: Ein Platz für uns.

Die gespannte Stimmung bei den Hochzeitsvorbereitungen von Hadia wird sehr schnell spürbar. Sie hat ihren Bruder Amar eingeladen, der 3 Jahre lang aus der Familie völlig verschwunden war. Die Geschwister waren wohl früher einander eng verbunden. Wobei Hadia die verbotenen Ausflüge ihres Bruders ständig gedeckt hat. Alle Familienmitglieder sind darauf bedacht, keine unbequemen Fragen zu stellen oder sich aus dem Weg zu gehen (Amar und sein Vater) und damit den Frieden während der Hochzeit zu wahren. Was hat Amar hinter dem Rücken seiner Eltern und vor allem seines Vaters getrieben? Was war der Auslöser für den Streit zwischen den beiden? Eine Familie ist ein oft schwieriges Konstrukt und in Ungleichgewicht kann schnell zu einer großen Erschütterung führen. Die Autorin bringt dies bereits in den ersten Seiten ihres Romans zum Ausdruck. Der Schreibstil ist durch aufmerksames Beobachten und die Verwendung von wenigen spezifischen, indischen Begriffen geprägt. Die Stimmung schwappt sofort auf den Leser über und zieht ihn in den Bann der Familie.