Berührende Schicksale!

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„Worauf wir hoffen“ ist ein Buch mit einer starken Thematik, die einen auch nach der Lektüre nicht gleich wieder loslässt. Sie deckt zwei verschiedene Bereiche ab, den muslimischen Glauben und Familienleben, sodass man nicht nur in einer fremden Kultur landet, sondern sich auch mit den Figuren identifizieren kann. Die Kampf der jüngsten Generation der Einwandererfamilie handelt davon, Traditionen und Glauben und mit der neuen westlichen Kultur, in der sie aufwachsen, zu vereinen und ihre Schwierigkeiten sind nahbar, echt und keinesfalls erzwungen, um dem Leser Toleranz einzuprügeln. Gleichzeitig sind auch die Familienkonflikte so authentisch dargestellt, dass sie zum Nachdenken anregen. Dadurch, dass die Geschichte in der 3. Person erzählt wird, bekommt der Leser einen guten Einblick in die Gefühlswelt aller Figuren. Nur eine der Töchter und der Vater bleiben blass. Im Fokus stehen eine der Töchter und der Sohn der Familie, die entsprechend stark charakterisiert wurden und deren Schicksale berühren.
Positiv hervorzuheben ist auch der Schreibstil der Autorin bzw. die Übersetzung, die mit einer herausragenden Wortwahl und einer schönen Ausdrucksweise überzeugt. Die Emotionalität des Buches zieht den Leser schnell in seinen Bann, doch leider scheitert die grandiose Handlung am Aufbau.
Zwischen dem Beginn und dem Ende von Hadias Hochzeit wird die gesamte Familiengeschichte erzählt, die zu dieser gewissen Situation führte. Leider werden die einzelnen Geschichten nicht chronologisch, sondern durcheinander erzählt, wodurch man mehr als einmal den Faden verliert. Bis zum Ende hat sich mir der Sinn dieses Aufbaus auch nicht erschlossen. Etwas enttäuscht hat mich dann der letzte, separate Teil des Buchs, in dem praktisch die gesamte Geschichte aus der Sicht des Vaters wiedererzählt wird, der dadurch seine Sichtweise und sein „falsches“ Verhalten erklären möchte. Meiner Meinung nach rechtfertigen so manche Dinge seine Reaktionen je doch nicht, und auch das Ende bleibt offen. Auf diesen Teil hätte das Buch verzichten können.
Mit dem Aufbau des Buches muss man sich arrangieren können, andernfalls ist das Buch aufgrund seiner Thematik und Emotionalität auf jeden Fall zu empfehlen!