Eine Familiengeschichte zwischen den Welten

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kaffeeelse Avatar

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Fatima Farheen Mirza hat mit ihrem Roman "Worauf wir hoffen" ein wunderbares Buch geschrieben. Es ist aber definitiv kein leicht zu lesender Roman. Die Art des Schreibens ist eine sehr eigenwillige, es sind artikelartige, episodenhafte Blicke auf das Leben einer Familie, die aber trotz dieser gestückelten Art eine ganzheitliche Sicht auf die Strukturen in dieser Familie ermöglichen, aber durch die Art des Schreibens den Leser fordern. Dabei ist die Erzählweise nicht chronologisch aufgebaut, die kurzen Blicke springen zu den verschiedenen Stationen im Leben der Betreffenden, alle fünf Familienmitglieder kommen zu Wort und erzählen ihre Sicht auf die Geschehnisse in dem Leben dieser Familie. Und der Leser bekommt sehr intensive Einblicke in das Leben der Hauptcharaktere und durchläuft beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt in diesem Roman keine Schwarz-Weiß-Einteilung der Protagonisten. Am Anfang des Lesens dachte ich das meine Sympathien einem Hauptcharakter gelten, aber nach und nach erschließt sich das Bild auf diese Familie, und jeder der fünf Hauptcharaktere ist für mich nachvollziehbar, und mein Herz ist geöffnet für alle fünf Familienmitglieder und ich wünsche mir, dass jeder der fünf seinen Platz im Leben finden wird!


Es ist ein Blick auf das Leben einer indischen Familie muslimischen Glaubens in den USA, genauer gesagt in Kalifornien. Rafik, der Vater, ist von Indien in die USA ausgewandert, um dort zu arbeiten. Er holt dann Laila nach, seine Ehefrau, beide sind aber in keiner Liebesheirat verbunden, es ist eine von den Eltern arrangierte Ehe, in Indien damals und heute üblich, obwohl sich in ihrer Ehezeit deutliche Gefühle zwischen den Beiden entwickelt haben. Beide sind in Indien konservativ erzogen worden, bekommen nach und nach drei Kinder, Hadia, Huda und Amar, die nun auch konservativ, nach althergebrachten Werten erzogen werden. Die Kinder müssen sich strengen Reglements beugen, dass hat mich beim Lesen sehr berührt und gleichzeitig auch zu Bewusstsein geführt, wie gut es uns doch geht. Diese strengen Regeln sind vielleicht in einer in sich geschlossenen Welt durchführbar, in den USA aber schwer durchzusetzen, die indische Gemeinde lebt zwar in engen Kontakt zueinander, aber die Kinder/jungen Erwachsenen werden durch Schule/Ausbildung/Studium mit Kontakten zur Außenwelt konfrontiert. Und natürlich kommt es zur Rebellion der Jugend gegen die althergebrachten Werte.


Fatima Farheen Mirza ist hier eine wunderbare Zeichnung menschlichen Verhaltens gelungen, eine wunderschöne Sezierung menschlicher Gefühle und schlussendlich ein hervorragendes Buch, welches mich in letzter Zeit richtig gefangengenommen hat. Gleichzeitig ist es auch ein schöner und sehr informativer Blick auf den muslimischen Glauben und die Menschen dahinter.


Ich gebe eine klare Leseempfehlung!