Geschwisterliebe

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petris Avatar

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Worauf wir hoffen ist ein Roman, den ich aufgrund der Leseprobe ausgewählt habe. Beschrieben wird die Hochzeit von Hadia, der ältesten Tochter einer indischen Einwandererfamilie in Kalifornien. Und ihre Freude, aber gleichzeitig auch ihre Ängste über die Anwesenheit des kleinen Bruders Amir, der anscheinend lange keinen Kontakt zur Familie hatte.
Aus dieser Einstiegsszene schloss ich, dass dies ein Roman nach meinem Geschmack sein könnte. Ich liebe es zu erfahren, wie andere Kulturen leben, ich finde es unglaublich spannend darüber zu lesen, wie der Alltag von Menschen abläuft, die durch eine Kultur geprägt wurden als die, in der sie dann leben. Außerdem mag ich Familiengeschichten und Bücher, in denen es um Geschwister und ihre Verbindung bzw. ihre Konflikte geht.

Das alles traf auch zu. Und genau das hat mir auch richtig gut gefallen. Ich mochte, wie man eintauchte in die Welt dieser religiösen indischen Familie, die in Kalifornien lebt. Für die Eltern war noch sehr eindeutig, was Gut und Böse ist, für die Kinder wurde es schon schwieriger, sie mussten alle ihren eigenen Weg gehen. Amir fiel das besonders schwer. Und am Ende fühlen sich alle schuldig oder wenigstens mit verantwortlich für seine Probleme. Wahrscheinlich stand er sich aber hauptsächlich selber im Weg.

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Roman bewerten sollte. Denn irgendwie hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Der Familienkonflikt hatte für mich gar nicht so viel mit der Kultur zu tun, sondern ist einer, den es in vielen Familien gibt. Ich fand, dass die Geschichte Längen hatte und etwas zu alltäglich war. Nett erzählt, gut ausgearbeitet Charaktere, aber das, was ihn von anderen Romanen dieser Art abhebt, das fand ich nicht. Ich fand auch die Sprache etwas sehr einfach und platt, fast trivial, was natürlich auch von der Übersetzung kommen konnte.

Die Aufmachung finde ich schön, allerdings würde ich nicht auf einen Roman dieser Art tippen, sondern auf etwas noch Simpleres bzw. auf ein Jugendbuch. Ich weiß nicht, ob mich das in einer Buchhandlung nicht davon abhalten würde, danach zu greifen.

Eine nicht uninteressante Geschichte im indischen Einwanderermilieu Kaliforniens, nett erzählt, allerdings ohne großes Highlight. Ein schönes Buch trotz allem!