eine unmögliche Liebe

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inyanmni Avatar

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Das Cover von Guinevere Glasfurds Roman „Worte in meiner Hand“ zeigt eine junge blonde Frau mit eindringlichen blauen Augen. So ungefähr darf man sich wohl die Hauptfigur des Buches vorstellen, Helena Jans van der Strom, die mit René Descartes eine Liebesbeziehung hat – laut Beschreibung eine wahre Geschichte. Ihr Blick ist selbstbewusst und ein wenig geheimnisvoll und macht neugierig auf ihre Erlebnisse.

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, dass die Geschichte zunächst ‚rückwärts‘ beginnt, um dann chronologisch weitererzählt zu werden. Diese Idee gefällt mir sehr gut. Das Buch beginnt im Jahre 1635 in Amsterdam. Der Leser erlebt aus der Ich-Perspektive der Magd Helena, wie sie mit Descartes‘ Diener im Winter in das ihr völlig fremde Deventer aufbricht: vermutlich von ihrem Dienstherrn fortgeschickt, vermutlich schwanger vom gerade ebenfalls abgereisten Descartes. Helenas Verzweiflung, die Ausweglosigkeit ihrer Situation und ihr Ausgeliefertsein (gegenüber ihrem Begleiter und den Umständen) werden in dieser Szene sehr deutlich.

Die Handlung springt nun ein Jahr zurück, in die Zeit um die Ankunft Descartes‘ in Amsterdam. Geschildert werden zunächst die Vorbereitungen für das Eintreffen des hohen Gastes, für den sogar die Bücher des Hausherrn Mr. Sergeant in einen anderen Raum befördert werden, um das beste Zimmer für den Philosophen bereitzustellen. Schließlich werden dessen Ankunft und der erste Monat im Haus des Buchhändlers beschrieben.

Die erste Begegnung und der Umgang der Hauptfiguren sind interessant zu beobachten, da man durch den Aufbau der Geschichte ja schon ahnt, was sich trotz aller Widrigkeiten zwischen den beiden entwickeln wird. Helena ist zunächst sehr schüchtern und vorsichtig im Umgang mit dem französischen Monsieur. Verwirrung um ein noch nie gewaschenes Nachtgewand (offensichtlich trägt Descartes kein solches) führt dann zu einer ersten, wenn auch zunächst für Helena peinlichen, Annäherung zwischen den beiden. Das Gespräch zwischen der Magd und dem Diener gestaltet sich jedoch von Anfang an schwierig, und er scheint die Situation ein Jahr später zu genießen.

Der Schreibstil der Leseprobe gefällt mir sehr gut, da der Leser durch die Ich-Perspektive unmittelbar an Helenas Gedanken und Empfindungen teilhaben kann. Die Vorwegnahme der Szene von 1635 schmälert die Spannung nicht etwa, sondern schärft den Blick für Details in den Ereignissen davor, die das Folgende eventuell schon andeuten. Außerdem wird die Handlung im weiteren Verlauf des Buches ja noch einige Jahre weitererzählt. Ich würde gerne mehr lesen und erfahren, wie es mit Helena und Descartes (bzw. Helena ohne Descartes) weitergeht.