die Magd und der Philosoph

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inyanmni Avatar

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Guinevere Glasfurds Roman „Worte in meiner Hand“ erzählt die Geschichte der jungen Magd Helena, die im Hause ihres Dienstherrn in Amsterdam den aufstrebenden Philosophen René Descartes kennenlernt. Die beiden beginnen ein Verhältnis miteinander, das in einer Schwangerschaft resultiert. Descartes schickt Helena für die Entbindung zu einer Bekannten nach Deventer, später verbringt die junge Frau einige Zeit bei ihrer Mutter in Leiden und lebt schließlich zwei Jahre zusammen mit Descartes und ihrer kleinen Tochter in einer Kate am Meer. Dieses Dasein im goldenen Käfig voller Heimlichkeiten, damit niemand auf die Familie aufmerksam wird, ermöglicht es Helena nicht einmal, in die Kirche oder auf den Markt zu gehen und macht sie sehr unglücklich. Nach dem Tod der gemeinsamen Tochter trennen sich die Wege von Helena und dem Philosophen zunächst.

Bis zu diesem Punkt finde ich die Handlung sehr glaubhaft und anschaulich geschildert. Der Epilog ist mir dann allerdings ein bißchen zu viel des Guten. Helena ist mittlerweile zwar mit einem Witwer verheiratet, trifft sich allerdings erneut mit Descartes und bekommt ein weiteres Kind von ihm. Unabhängig davon, ob das in der Realität so hätte passiert sein können oder nicht, finde ich diesen Teil auch eher unpassend für den Rest des Romans. Dieses Ende wirkt irgendwie zu gewollt und wäre meiner Meinung nach in dieser Form nicht nötig gewesen.

Den Schreibstil des Romans finde ich durchweg sehr gelungen. Die Figuren sind gut ausformuliert, vor allem ist es natürlich Helena, deren Schicksal sehr nachvollziehbar geschildert wird. Auch die Nebenhandlungen, in denen die junge Frau einer Kollegin das Lesen und Schreiben beibringt oder sich auf die Suche nach ihrem flüchtigen Bruder macht, sind sehr anschaulich dargestellt.

Optisch sehr gut gefallen hat mir die Musterung in der Innenklappe. Auch sehr ansprechend fand ich die Erzählstruktur, in der zunächst vier Jahre rückwärts und ab dann vorwärts erzählt wird, das spiegelt in gewisser Weise schon die Ausweglosigkeit von Helenas Situation wider.

Alles in allem finde ich den Roman wirklich gelungen, er hätte mir allerdings ohne den doch sehr aufgesetzten Epilog noch besser gefallen.