Ein berührendes Frauenschicksal

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"Worte in meiner Hand" von Guinevere Glasfurd ist wirklich ein wunderschönes Buch, das eher mit leisen Tönen und Einfühlungsvermögen als mit großer Aktion beeindruckt. Geschildert wird das Schicksal der Magd Helena Jans van der Strom, die eine tragische Liebe mit dem französischen Philosophen René Descartes verband. Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts lernen sie sich im Haus eines aus England stammenden Buchhändlers kennen und schnell entwickelt sich eine "Amour fou", die zwischen Menschen unterschiedlicher Stände zu dieser Zeit absolut undenkbar ist. Selbst als die beiden ein gemeinsames Kind haben, können sie ihre Liebe nicht öffentlich leben und ihnen bleibt nur ein unwürdiges Versteckspiel, in dem sie sich gegenseitig gegenüber ihrer Umwelt verleugnen müssen.
Guinevere Glasfurd ist eine sehr empfindsame Erzählerin, der es grandios gelingt, die innere Zerissenheit der Magd Helena darzustellen, die sie durch ihre Liebe zu einem unerreichbaren Mann erlebt. Die junge Frau, die aus einfachsten und ärmlichen Verhältnissen kommt, will nicht akzeptieren, dass sie trotz ihrer Intelligenz und ihrer Begabungen ihrem Dienstbotenstand nicht entkommen kann. Selbst der Mann, den sie liebt und der sie, auch wenn er es nicht nach außen trägt, auch liebt, zwingt sie dazu, eine Lüge zu leben und bekennt sich nicht offen zu ihr. Die eigene Tochter gibt er als seine Nichte aus und sieht nur die Möglichkeit sie, weit weg von der Mutter, in Frankreich aufziehen zu lassen. Schließlich muss Helena jedoch resignieren und bleibt in der Rolle, die die Gesellschaft für sie vorgesehen hat. Die beiden Protagonisten Helena und Descartes sind der Autorin sehr gut gelungen. Besonders Descartes als exzentrischer Philosoph ist sehr treffend gezeichnet. Auch sein Diener Limousin ist ein überzeugender, wenn auch unsympatischer Charakter, der Helena das Leben schwer macht und eifersüchtig über das Leben seines Herren wacht.
"Worte in meiner Hand" ist als Lektüre wohl eher für Frauen interessant. Die Atmosphäre und die gesellschaftlichen Strukuren des 17. Jahrhunderts sind meisterhaft getroffen und zweifelsohne sehr gut recherchiert. Wer also mal wieder einen richtig guten historischen Frauenroman ohne schwülstige Lovestory lesen möchte, wird von Guinevere Glasfurds Buch restlos begeistert sein.