Eine unerlaubte Liebe

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obilot Avatar

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Guinevere Glasfurds erster Roman beschäftigt sich mit der Liebe zwischen dem Philosophen René Descartes und der aus einfachen Verhältnissen stammenden Magd Helena Jans van der Strom. Eine ungewöhnliche Beziehung zwischen einen ungleichen Paar. Zu Beginn fragt man sich als Leser ob die Liebe zwischen den beiden trotz der großen Gegensätze gelingen kann

Helena und Descartes lernen sich im Haushalt des Buchhändlers Mr. Sergeant kennen, in dem Erstere als Magd arbeitet. Die junge unerfahrene Helena ist von dem Verhalten und den wissenschaftlichen Arbeiten des sonderbaren Gelehrten fasziniert. Und so kommt es wie es kommen muss. Nach einiger Zeit beginnt eine Liebesbeziehung zwischen den beiden und schon bald darauf wird Helena unerwünscht schwanger. Aus Rücksicht auf den aufstrebenden Philosophen, der auf den Durchbruch als anerkannter Wissenschaftler hofft, wird Helena ab nun an wechselnden Aufenthaltsorten versteckt gehalten und muss Diskretion üben, denn gesellschaftlich ist die Liebe der beiden undenkbar.

"Worte in meiner Hand" ist ein einfühlsamer und sehr gelungener Debüroman der Autorin Glasfurd. Als Leser erfährt man die heutzutage geradezu schockierend wirkende Ausgrenzung einer ungewollt Schwangeren, ebenso wie den drohenden Karrierebuch eines Gelehrten, dem scheinbar wirklich viel an Helena liegt, der jedoch in den Augen der gelehrten und bürgerlichen Welt den Fehler begangen hat sich mit einer einfachen Magd einzulassen. Um einer sozialen Ächtung zu entgehen sind beide daher gezwungen ihre Liebe und die Vaterschaft der gemeinsamen Tochter geheimzuhalten. Francine, die Tochter, wird bei dem gemeinsamen Kontakt mit anderen Personen daher immer als die Nicht Descartes ausgegeben. Die Missachtung der Liebe zwischen Helena und Descartes ist grenzenlos, sogar von der Mutter und dem Bruder wird Helena verstoßen. Ihre einzigen Verbündeten sind die ehemalige Magd Betje, mit der Helena Briefe schreibt, Frau Anholts, die ihr eine Unterkunft gibt, sowie der treue Hund Francines, Monsieur Grat. Dabei ist der unterschiedliche soziale Stand des Paares nicht der einzige Konfliktpunkt, auch die gegensätzlichen Konfessionen (Descartes ist katolisch, Helan protestantisch) bedeuten eine nicht zu überbrückende Kluft. Doch ungeachtet aller Widigkeiten ist Descartes stets um das Wohlergehen seiner Geliebten und der gemeinsamen Tochter bemüht, sie bleiben immer in Kontakt, zeitweise leben sie sogar zusammen. Auch finanziell unterstützt der die beiden. Es gab sogar Pläne Francine mit nach Frankreich zu nehmen, doch dazu soll es nicht mehr kommen.

Am Ende des Buches kommt man zu dem Entschluss, dass die Liebe zwischen dem ungleichen Paar und auch die Verbundenheit des Vaters zu der unehelichen Tocher durchaus ehrlich und gelungen ist; soweit dies der Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen zulässt. Der Zwang des sozialen Umfelds lässt den Liebenden allerdings nichts anderes übrig als ein schattenhaftes Leben im Verborgenen zu führen. Währscheinlich wäre aus den dreien - trotz der großen Gegensätze - eine wirklich glückliche Familie geworden; zu einer anderen Zeit und unter anderen Gegebenheiten.