Wie viele Worte passen in eine Hand?

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suse9 Avatar

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Helena ist Magd im Hause des Buchhändlers Sergeant in Amsterdam und sowohl für die Versorgung des Haushaltes als auch für den Logiergast Descartes zuständig. Da sie nicht nur lesen und schreiben kann sondern auch wissbegierig durchs Leben geht, wird dieser auf sie aufmerksam. Der Wissenschaftler erkennt ihr Potential und fördert sie.  Trotz ihrer Standesunterschiede wird aus Achtung und Neugier Zuneigung und Liebe - eine Liebe, die nicht sein darf, sich aber dennoch ihren Weg sucht.

Die Autorin hat eine angenehme Art zu schreiben, die locker und leicht daherkommt und mit einigen sehr schönen Formulierungen zu punkten weiß. So bereitet das Lesen des Romans große Freude. Diejenigen, die Descartes als Wissenschaftler kennen, entdecken ihn durch Helenas Augen neu und die, denen er bislang unbekannt war, können einen historischen Roman genießen, der das Leben um das Jahr 1640 herum bildhaft beschreibt.

Der Fokus liegt auf Helena. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die sich mutig durchs Leben kämpft. Auch wenn sich ihr immer wieder Hindernisse in den Weg stellen, gibt sie nie auf. Die Autorin hat ein authentisches Bild der damaligen Zeit gezeichnet, das sowohl die Freuden als auch das Leid der Frauen eindrucksvoll beschreibt.

Leider konnte sie den Spannungsbogen nicht komplett durch die ganze Geschichte aufrechterhalten. Zwar gab es immer wieder Episoden, die interessant und gut zu lesen waren, aber im Ganzen flachte die Handlung zum Ende hin ab. Die eingangs beschriebene wunderschöne Sprache bekam einen Hauch von Kitsch und war mir zeitweise zu schwulstig. Die Heldin hatte in meinen Augen eine beeindruckende Persönlichkeit und Stärke entwickelt, handelte im letzten Drittel des Romans aber so schwach und nicht nachvollziehbar, dass ich mich fragte, ob die Autorin ihrer überdrüssig geworden ist.

Meine Erwartungen, mit dem Roman „Die Worte in meiner Hand“ einen gut recherchierten historischen Roman gefunden zu haben, erfüllten sich nicht zur Gänze. Zwar bereitete das Lesen anfangs viel Freude, da die Autorin eine wunderbare Art hat, Gedanken zu Papier zu bringen, am Ende aber verlor sich dies leider. Die Heldin verblasste und die Melodie der Worte verstummte. Schade