Worte, die das Leben verändern

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dicketilla Avatar

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Amsterdam, Westerkerk, im Jahre 1634, beginnt die 14/15 jährige Helena Jans von der Strom, ihren Dienst als Magd, bei dem Buchhändler Mr. Sergeant. Für ihn ist es kein Hindernis, dass sie lesen und schreiben kann, obwohl es in dieser Zeit sich nicht gehört, denn Mädchen brauchen das nicht.
Helena hatte es von ihrem Bruder Thomas gelernt, sich mit Hilfe der Bibel, den Worten genähert.
Ein bekannter Franzose kündigt sich als Logiergast an, der Schriftsteller René Descartes und sein Limousine.
Helena soll ihn mit Monsieur anreden, diesen schweigsamen, sich in seiner Welt zurück gezogenen Mann. Behutsam beginnt sie ihn zu beobachten, der bald auf die wissbegierige Magd aufmerksam wird, sie in seine Studien einbezieht, von ihrer Auffassungsgabe begeistert ist.
Ihr Papier und Feder reicht, sie anspornt ihr Schriftbild zu verfeinern.

“Wörter, Helena, Wörter sind eine andere Sache. Wörter heften mich an ein Blatt Papier.” ( S.129 )

Doch Helenas Begabung liegt im Skizzieren der Dinge.
Sie hat kein schlechtes Leben im Hause des Mr. Sergeant, anders als die Mägde im Haus des Herrn Veldeman, wo eine prügelnde Hand das Zepter schwang.
Dort lernt sie Betje kennen, der sie das Lesen und Schreiben beibringt, ihr dadurch hilft ihre Identität zu finden, ihr eine gute Freundin bleibt, selbst, als diese das Haus verlässt.

Doch dann wird Helena vom Monsieur schwanger, woraufhin sie von diesem nach Deventer geschickt wird, an einen fremden Ort. Er kümmert sich um sie, aber ein ordentliches Leben zwischen der Magd, dem Schriftsteller und ihrer gemeinsamen Tochter Francine, kann es nicht geben.

Es ist eine wahre Geschichte, um den Philosophen René Descartes und Helena Jans van der Strom.
Geschichtliche Zusammenhänge werden am Ende des Buches erwähnt.
Mich hat die Geschichte von Beginn an gefesselt. Helena konnte ich sofort in mein Herz schließen.
Schritt für Schritt erobert sie Wort um Worte, deren Bedeutung immer mehr Wissen und Klarheit in ihr Leben bringt. Der Leser erkennt, welch eine Macht dahinter steckt, und Helena lässt sich nicht entmutigen, selbst dann nicht, als kein Buchhändler ihre Zeichnungen kaufen mag, schon aus der Tatsache heraus, dass sie eine Frau ist.
Eine tragische Liebesgeschichte, aber dennoch voller sinnlicher, menschlicher Momente.
Guinevere Glasfurd, schildert in einer wundersamen Sprache ein Bild, dass Orte, Landschaften und deren Menschen darin, vor dem eigenem Auge erscheinen lässt. Die Zerrissenheit, Verzweiflung der Liebenden, sich ihrer wahren Gefühlen erst schrittweise nähern.

Eine Geschichte, die nicht allzu weltfremd erscheint, unserer heutigen Zeit, in der Wissen nicht für alle erreichbar ist. Lesen und Schreiben nicht selbstverständlich, Mädchen noch immer davon fern gehalten werden.