Worte in meiner Hand – Man kann alles, wenn man will

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nicky_g Avatar

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Im 17. Jahrhundert arbeitet die Magd Helena Jans van der Strom bei einem Buchhändler, der eines Tages von einem geheimnisvollen Gast besucht wird. Es ist René Descartes, der in Amsterdam einige Zeit arbeiten möchte. Trotz ihrer Unterschiede kommen sich die beiden näher, setzen sich über Standesdünkel und Religionsbeschränkungen und lassen sich von ihrem wissendurstigen, neugierigen Strudel mitreißen.

„Ich möchte schreiben, Mr. Sergeant – ich weiß, Sie haben entschieden, dass ich es nicht kann, aber ich habe beschlossen, dass ich es kann.“

Schreiben und lesen zu können, ist heute selbstverständlich, aber zu Helenas Zeit war es nicht allen vergönnt, dies zu lernen. Man spürt, welch ein Zauber darin wohnt, dass diejenigen, die nicht lesen und schreiben konnten, es förmlich als Magie ansahen und erkannten, dass es hilfreich war und einem zu mehr Anerkennung und auch Macht verhelfen konnte. Betje fasst es zusammen: „Frau Hoek schimpf nur und sortiert Blumen,… Meinst du, sie hätte Schiffe haben können wie Herr Hoek, wenn sie dieselbe Ausbildung bekommen hätte?“

Auch Erkenntnisse, die für uns heute selbstverständlich sind, konnten damals eine Bedrohung für ihren Entdecker bedeuten wie man am Beispiel Galileo Galileis gut sehen kann, der die damalige Welt revolutionierte und in dessen Fußstapfen Descartes unbeirrt folgte. Davon bekommt Helena ein wenig mit, kann aber nicht alles begreifen. Der Leser ist im Vorteil und spürt, wie groß der Unterschied zwischen Descartes und Helena war, aber auch wie sehr beide sich gegenseitig gebraucht haben.

Natürlich ist es nicht gesichert, dass es sich genau so verhalten hat, aber man kann es sich gut vorstellen und wünscht es sich geradezu.

Die Sprache, mit der die Autorin erzählt, ist reich an Formulierungen, die sich flüssig lesen lassen und über die man sich regelrecht freut. Man schwimmt in dem Erzählstrom, lässt sich von seinen leichten Wellen schaukeln und treiben.

Als Leser kann man sehr viel aus diesem Roman mitnehmen: nicht nur wunderbare Sätze, sondern auch Überzeugungen. Man kann alles erreichen, wenn man nur mutig genug ist und an sich glaubt.