Genug Liebe für dich

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owenmeany Avatar

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Nach guter englischer Tradition hat Candlish ein hochkomplexes Kammerspiel verfasst, das aus den Dialogen und Bewusstseinsströmen der Romanfiguren ein dichtes Geflecht an Beziehungen gestaltet. Wunderbar feinfühlig geht sie dabei vor, bei den weiblichen Gestalten noch mehr als bei den männlichen.

Zwei englische Familien treffen sich zufällig im Urlaub an einem italienischen See, und im Laufe ihrer sich intensivierenden Begegnungen tun sich plötzlich ungeahnte Abgründe auf. Ohne dabei ins Vulgäre abzugleiten, lässt die Autorin keine Absonderlichkeit menschlicher Liebesverhältnisse aus: außereheliche Nachkommenschaft, ungewöhnliche Alterskonstellationen, ungewollte oder vergeblich herbeigesehnte Elternschaft, Homosexualität. Und wie es sich gehört, versteht man den Prolog erst gegen Schluss.

Bewundernswert starke Frauen versuchen die Fäden in der Hand zu behalten und sind am Ende auch Geschöpfe ihrer Leidenschaften. Das ergab für mich schließlich ein gewisses Übermaß des Guten, zu viel wird in den endlosen Gesprächen verbalisiert, wo ich gern Raum gehabt hätte für eigene Assoziationen. Mit dem offenen Ende hat Candlish immerhin vermieden, ihre Geschichte mit einem strammen Knoten zu erdrosseln.