Aufruf zum Wütendsein

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Die in der Grafik sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen gebenden Gesichter in dem sehr schön gestalteten, farbenfrohen Cover des Buches symbolisieren wohl die verschiedenen Facetten der Wut, ebenjener Emotion, mit der Ciani-Sophia Hoeder sich in ihrem Buch ausgiebig beschäftigt hat.

„Wut und Böse“ ist vor allem und in erster Linie eine Legitimation und ein Aufruf an alle Frauen dieser Welt, die ihnen innewohnende Wut öfter rauszulassen, da es in unserer Gesellschaft so ist, dass Wut als männliche Emotion gilt und sie Frauen oft komplett abgesprochen wird. Frauen wird schon als kleinen Mädchen eingetrichtert, dass Wut als unweiblich angesehen wird.

Wieso das so ist, wird in diesem Buch als historischem Abriss und Sachtext auch erläutert. Die Autorin, die für dieses Buch viele Gespräche mit anderen Frauen geführt hat, in denen diese ihr von ihrer Beziehung zur Wut berichtet haben, nimmt die Wut und ihre Funktion näher unter die Lupe.

Wut ist nämlich eine essentielle menschliche Emotion, was in diesem gut recherchierten, aber mit seinen gut 200 Seiten fast schon zu knapp gehaltenen – es gäbe bestimmt noch viel mehr zu diesem Thema zu erzählen – Werk gut rübergebracht werden kann. Ciani-Sophia Hoeder schreibt aber nicht nur über die Wut an sich, sondern betrachtet das Thema aus intersektionaler und feministischer Sicht. Sie bettet es in einen Rahmen und gesellschaftlichen Kontext ein. Wut ist nämlich, so erfahren wir, nicht gleich Wut, sondern wird stets anders betrachtet und wahrgenommen, je nachdem, wer diese Emotion äußert.

Ein wichtiges, interessantes und stark geschriebenes Buch. Empfehlenswert als Bestärkung für alle Frauen, und für alle Männer um sich ihrer privilegierten Position, wütend werden zu dürfen, ohne dass dies hinterfragt wird, bewusst zu werden und dann ebenfalls die Frauen in ihrem Umfeld stärken zu können.