bereichernd und informativ

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brombeere Avatar

Von

Worum geht es?
Um das Gefühl der Wut und wieso es in der Gesellschaft einen Unterschied macht, ob ein Mann wütend ist oder eine Frau.

Worum geht es wirklich?
Gerechtigkeit, Strukturen und Aufbruch

Lesenswert?
Ja, ein richtig gutes und informatives Sachbuch, das wirklich angenehm lesbar ist. Hoeder befasst sich in ihrem kurzen Buch zuerst einmal mit der Wut als solches und wie diese interpretiert wird. Danach folgt ein Kapitel zur Wut von Frauen. Abschnitt 3 beinhaltet den Zusammenhang von Wut und Diskriminierung und das letzte Kapitel zeigt auf, was Wut bewirken kann und wie Veränderungen möglich sind. Ebenfalls befindet sich ein kurzes Glossar mit den wichtigsten Begriffen (nicht nur zu Wut, sondern auch zum Beispiel zu Diskriminierung und Gender), das hilfreich sein kann, wenn manche Begriffe (noch) fremd sind.
Finde den Inhalt super spannend, die ganze Frage warum bestimmte Emotionen bei verschiedenen Geschlechtern unterschiedlich gedeutet und bewertet werden. Gerade bei Wut herrscht einfach ein großes Ungleichgewicht.
Ich habe Hoeders Schreibstil als angenehm und gut lesbar empfunden, obwohl sie viele Informationen auf den knapp 200 Seiten untergebracht hat. Sie beschäftigt sich mit sehr vielen Aspekten der Wut, geht auch auf historische Gründe ein, zeigt viele Beispiele auf und versucht möglichst viele Bereiche abzudecken. Dennoch konnte man dem Ganzen sehr gut folgen und viel Wissen mitnehmen. Manche Dinge waren hierbei neu, von anderen hat man vielleicht schon einmal gehört. Alles um das zentrale Thema Wut angeordnet, sorgt aber für eine andere Gewichtung.
Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass Hoeder auch auf Mehrfachdiskriminierung eingeht und die besondere Problematik dieser Tatsache hervor hebt. Des weiteren erwähnt sie Personen wie zB Alice Schwarzer und deren Bedeutung zwar, verweist aber auch auf problematische Gesichtspunkte ebendieser Personen. Finde ich sehr gut gelöst, weil es den Verdienst nicht verschweigt, aber die Person kritisch beleuchtet. Hoeder stellt an mehren Stellen klar, dass ein binäres Geschlechtermodell unzureichend ist. Sie ist sich bewusst, welche Begriffe rassistisch sind und verwendet diese nicht, auch nicht in Zitaten. Sieht man nicht so oft, gefällt mir aber gut und erzeugt ein sicheres Gefühl beim Lesen, dass nicht hinter der nächsten Seite diskriminierende Äußerungen warten.
Cover ist echt auffällig. Mir gefallen die leuchtenden Farben, aber den „Schatteneffekt“ bei der Schrift finde ich nicht gut gewählt und für die Augen eher anstrengend. Layout im Buch ist da wesentlich angenehmer.
Alles in allem ein kurzes knackiges Sachbuch zu einem spannenden Thema.