Guter niederschwelliger Einstieg in das Thema

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scoobydoo Avatar

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Ich habe ein Rezensionsexemplar dieses Buches vor dem Erscheinungsdatum zur Verfügung gestellt bekommen. Dieser Umstand beeinflusst aber nicht meine untenstehende, ehrliche Rezension dieses Buches.

Cover: Man sollte ein Buch zwar nicht unbedingt nach dem Äußeren beurteilen – aber instinktiv tut man es doch. Mir gefällt das abstrakte Muster auf dem Cover tatsächlich sehr gut, allerdings empfand ich persönlich die Farbwahl zunächst als locker, jung, modern und auch irgendwie fröhlich. Das bildet direkt einen Kontrast zum Titel und war der Punkt, an dem ich mir dachte: „Oha! Was da wohl dahinter steckt?“ Das animiert dann dazu, den Klappentext zu lesen, und ggf. eben auch das ganze Buch. Ich würde also sagen, dass der Verlag damit zumindest einige potenzielle Leser:innen und somit sein Zeil erreichen wird.

Inhalt: Es ist sehr schwierig, den Inhalt eines Sachbuches so zusammenzufassen, wie man es bei einem Roman tun würde. Das Buch setzt sich kritisch mit dem sozialen Konstrukt der Frau/Weiblichkeit/Feminismus in der kontemporären, westlichen Gesellschaft auseinander. Die „Wut“ kann man meiner Meinung dabei als das Objektiv, durch welches die Autorin diese Probleme betrachtet, sehen. Es eignet sich eben besonders gut, weil Wut und Zorn keine typischen, weiblichen Attribute sind, aber die Thematik ist natürlich eng verzahnt mit anderen Themen, wie Rassismus, Bildung, Pädagogik usw.

Fazit: Ich bin selbst Soziologin und mir ist die Thematik des Buches daher nicht völlig fremd gewesen. Das Buch gefällt mir aus zwei Gründen sehr gut.

1) Ich bin der Meinung, dass es Hoeder gelungen ist, einen sehr niederschwelligen Einstieg in die Thematik zu gewähren. Das Buch basiert auf Recherche – und wer sich weitergehend informieren will, wird im Quellenverzeichnis fündig. Die Autorin macht Statistiken, Studien und Medienanalyse aber durch zahlreiche Anekdoten aus ihrem eigenen Freundschafts- und Bekanntenkreis zugänglich. Die Akademikerin in mich möchte natürlich auf der einen Seite lieber bei den recherchierten Studien bleiben, aber auf der anderen Seite weiß ich auch, dass man das Thema durch erzählerische Perspektive besser vermarkten kann als durch trockene Studien. Dieses Buch wurde ja nicht für Soziologinnen wie mich geschrieben, sondern für Menschen, die in die Thematik einsteigen wollen. Das ist der Autorin meiner Meinung nach wirklich gut gelungen!

2) Hoeder spricht es im Buch selbst schon früh an: Feminismus im 21. Jahrhundert funktioniert nur mit Intersektionalität – und dieses Buch ist ein gutes Beispiel dafür!


Abschließend möchte ich noch eine Sache anmerken: Kritische Stimmen könnte vielleicht sagen, dass die Prämisse des Buches sehr auf eine Identifikation mit binären Geschlechtern aufbaut – es wird immer wieder von der Frau und dem femininem Geschlechterkonstrukt geredet. Bevor ich das Buch gelesen habe, stellte ich mir auch die Frage. Hoeder spricht das Problem an und löst/begründet ihren Ansatz meiner Meinung nach sehr gut: Das Buch analysiert das Konstrukt der Wut in unserer Gesellschaft, welches natürlich eigentlich nicht binär geprägt sein sollte, aber in einer patriarchischen Gesellschaft eben doch binär definiert wird. Ich denke also, dass sich niemand von diesem Buch „ausgegrenzt“ fühlen sollte. Ganz im Gegenteil, es ist in Hoeders Interesse, binäre Definitionen/Konstrukte aufzulösen.


Die Bewertung mit 5 von 5 Sternen geht mir leicht von den Fingern – und ich werde Frau Hoeders Werdegang sicher weiter verfolgen.