Ich bin wütend!

Ich habe Ciani-Sophia Hoeders Essay-Band "Wut und Böse" erst einmal sacken lassen müssen, bevor ich mich an diese Rezension setze - denn ich war und ich bin wütend. Wütend, weil Männer und Frauen schon von klein auf mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen werden, weil wir doch immer noch meilenweit von Gleichberechtigung aller (nicht nur von Mann und Frau) entfernt sind, weil Frauen nicht wütend sein dürfen.
Vor "Wut und Böse" hatte ich mich mit Frausein und Wut nie sonderlich auseinander gesetzt. Ich war und bin wahrscheinlich auch immer noch eine der Frauen, die eher selten sagt, dass sie wütend ist, eher traurig oder verletzt, selten wütend. Auch in meinem Umfeld fällt mir das seit der Lektüre immer mehr auf. Aber Hoeder hat auf jeden Fall recht, auch wir haben ein Recht darauf wütend zu sein, ansonsten zerfrisst sie uns.
Mir hat "Wut und Böse" sehr gut gefallen (auch wenn sich einige Gedanken häufig wiederholen, was vor allem auffällt, wenn man das Buch an einem Rutsch durchliest). Auch wenn Hoeder nicht unbedingt Lösungsansätze liefert (wobei: ist wütend sein eventuell schon der Beginn der Lösung?), gibt sie viele Denkanstöße, befasst sich mit einem unglaublich wichtigen Thema und lässt einen (im besten Fall) wütend zurück :)