Mut zur Wut

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alina_liest07 Avatar

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Ciani-Sophia Hoeder, Gründerin des RosaMag, beschäftigt sich in „Wut und Böse“ mit der wichtigen Frage, warum weibliche Wut als unangebracht gesehen wird und selbst kleinen Mädchen diese wichtige und völlig natürliche Emotion fast reflexartig abtrainiert wird. Auch bei Erwachsenen hat sich eher der Trend zur Self-Care und Selbstoptimierung, anstatt eine Auseinandersetzung von Wut als Folge von teils strukturellen Ungerechtigkeiten, durchgesetzt. Die Autorin zeigt eindrücklich, dass vor allem dort, wo sich die Wut von weiblich gelesenen Personen auf einer kollektiven Ebene durgesetzt hat, sie Gesellschaft und Politik nachhaltig ändern und prägen kann. Es ist höchste Zeit diese Wut neu zu entdecken und somit die strukturellen Ungerechtigkeiten unserer Zeit zu bekämpfen.

Das Buch ist recht kompakt und vor allem kurzweilig gehalten und lässt sich dadurch leicht und schnell lesen. Es enthält dabei viele relevante und aufschlussreiche gesellschaftliche, aber auch persönliche Eindrücke und Informationen, ist aber immer leicht verständlich und an der ein oder anderen Stelle auch sehr humorvoll. Besonders gelungen finde ich die Verflechtung bzw. Einordnung von Sexismus, Rassismus oder Intersektionalität im Kontext weiblicher Wut. An der ein oder anderen Stelle hätte man sicher noch tiefer in die Thematik gehen können, auch fehlt mir stellenweise ein wenig der rote Faden. Dennoch regt das Buch immer wieder zum Nachdenken an und hilft vor allem die eigene Wut besser zu verstehen und zu begrüßen.

Das Softcover ist sehr angenehm in der Hand, allerdings wirkt die Cover- bzw. Farbgestaltung in natura tatsächlich etwas kitschig. Letztendlich kommt es aber auf den Inhalt an. Und da liefert die Autorin ein wichtiges (Standard-)Werk zum Thema weibliche Wut, das hoffentlich möglichst viel Aufmerksamkeit findet – eine klare Leseempfehlung für alle die einen Einstieg oder Weiterführung zu diesem wichtigen Thema suchen.