Ein typischer Suter-Knall

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„Wut und Liebe“ von Martin Suter hat mich auf eine leise, aber intensive Reise mitgenommen. Bei den ersten Seiten habe ich mich sofort daran erinnert, warum ich den Schreibstil von Suter so mag: schnörkellos, präzise, fast kühl – und genau darin liegt seine Stärke. Suter sagt nie zu viel, oft nur das Nötigste. Und genau das lässt so viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen.
Die Figuren, allen voran Noah, bleiben eher schemenhaft – und doch konnte ich mich in seinen Emotionen oft wiederfinden. Jeder in seinen Dreißigern oder darüber hinaus kennt diese Phase zwischen Träumen, Entscheidungen und Verlusten. Camillas rationale Trennung, Noahs fast kindliche Hoffnung, das alles wieder rückgängig zu machen.
Spannend? Ja, aber nicht auf klassische Weise. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, nicht wegen Action, sondern wegen der vielen Aha-Momente. Suter verwebt Fäden, deren Bedeutung sich oft erst spät offenbart – und genau das hat mich begeistert. Dazu kommen herrlich absurde Elemente, die die Geschichte gleichzeitig ins Unwirkliche kippen lassen.
Für mich ist „Wut und Liebe“ ein typischer Suter: reduziert, raffiniert und mit einem Ende, das noch lange nachhallt.