Feines Spiel mit großen Gefühlen - Suter auf gewohnt hohem Niveau

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Martin Suter ist einer der größten Erzählkünstler und er beweist dies mit seinem neuen Roman erneut. Wieder legt er ein Werk vor, das eigenständig für sich steht und welches ähnlich wie zuletzt „Melody“ wendungsreich und unaufgeregt erzählt. Das Buch bewegt, macht nachdenklich und bleibt auf angenehm unspektakuläre Weise spannend.

Als seine große Liebe Camilla ihn verlässt, weil sie ihn und seine brotlose Kunst nicht weiterhin zu finanzieren gedenkt, stürzt Noah in eine tiefe Krise. Camilla sucht ihr Glück in einem Leben, das Wohlstand und Sicherheit verspricht. Noah, verlassen und verzweifelt, trifft auf Betty, eine wohlhabende, ältere Witwe, die sich nicht nur nach Trost, sondern auch nach Rache sehnt. Aus dieser Begegnung entwickelt sich ein riskantes Arrangement, das Noahs ohnehin schon wackeliges Leben endgültig ins Wanken bringt.

Suters Stil ist gewohnt präzise und gelassen. Er erzählt die Geschichte mit ruhiger Hand, aber großer innerer Spannung. Die Zerrissenheit des Protagonisten Noah und seiner Bekanntschaft Betty pflegt der Autor sprachlich sehr gut aus, so dass sie in ihren Schwächen glaubhaft dargestellt sind. Die beiden starken, widersprüchlichen Gefühle Wut und Liebe bleiben immer zwei Seiten der Medaille und werden von Suter zugleich so aufbereitet, dass sie in ihrem Vermögen stark zu binden bedeutsam werden.

“Wut und Liebe“ ist vielleicht nicht Suters raffiniertester Roman, aber sicher einer seiner unterhaltsamsten. Zwischen leiser Melancholie und scharfsinnigem Witz changierend, zeichnet er ein Bild von Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben und davon, wie leicht man sich auf diesem Weg selbst verliert.