Perfekte Mischung aus Repräsentation, Liebe und Mystery

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“Yadriel & Julian - Cemetery Boys” ist ein unglaublich lustiges Buch, das Repräsentation, Liebesgeschichte und Mystery auf berührende Art und Weise miteinander verbindet.

Darum geht’s: Yadriel entstammt einer langen Linie von Brujes – mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Lateinamerikanern. Um zu beweisen, dass er als trans Junge die gleichen Kräfte besitzt wie die anderen männlichen Brujos, beschwört Yadriel einen Geist herauf. Nur leider ist es nicht der, nachdem er eigentlich rief, nämlich seinen Cousin Miguel, der auf geheimnisvolle Weise gestorben ist, sondern Julian Diaz, den Yadriel nur beiläufig von der Schule kennt. Doch vielleicht kann Julian ihm und seiner Cousine Maritza dabei helfen herauszufinden, was in ihrer Community vorsichgeht…

Meine Meinung: Wer mir auf… ungefähr allen Kanälen folgt, weiß, wie sehr ich dieses Buch von Aiden Thomas liebe. Nicht nur, weil die Level der Repräsentation so gut ineinanderspielen und authentisch wirken – hier ein besonderer Augenmerk darauf, dass die Gemeinsamkeiten lateinamerikanischer Kulturen zwar zelebriert, die verschiedenen Ethnien aber dennoch nicht als Monolith dargestellt werden; im Gegensatz dazu, dass Mainstream-Medien gerne mal verschiedene latine Völker gegeneinander austauscht. Als Own Voices-Autor verleiht Thomas einfach allem, das genauer beschrieben wird, so viel Gefühl und Atmosphäre, dass es einem schier den Atem raubt. Man fühlt sich direkt in die Umgebung ein und auch wenn man die dargestellten Momente oder (was erstaunlicher Weise eines meiner Lieblingselemente des Romans war) das Essen nicht kennt, wirkte es dennoch vertraut, einfach weil dies Yadriels Welt ist. Ebenso gut lassen sich Yadriels Gefühle wiedererkennen – seine Unsicherheiten, nicht zuletzt durch seine geschlechtliche Identität, und auch die zwiespältigen Gefühle, die er für seine Familie hat, sind atemberaubend nachvollziehbar.

Genauso gut gestaltet sich auch das Mysterium, das dem gesamten Roman unterliegt. Wenn man aufmerksam liest, kann man selbst die Stücke zusammenpuzzlen, und wird dennoch von der Erklärung am Ende umgehauen; besonders durch die Intensität, mit der sie dargestellt wird. Alles passt perfekt zusammen – nicht nur innerhalb der Krimi-Elemente, sondern wirklich alles. Wie die einzelnen Erzählebenen harmonieren ist einfach nur umwerfend und ein Paradebeispiel, wie man mehrere Storylines unter einen Hut bekommt.

Der Roman glänzt nicht zuletzt durch seine Charaktere. Yadriel ist ein brillanter Protagonist, in den sich nicht nur andere trans Menschen hineinfühlen können. Er ist ein verunsicherter Jugendlicher, der sich beweisen möchte, aber dennoch willensstark und mutig ist. Seine liebevolle Art ist die treibende Kraft hinter der ganzen Geschichte, auch wenn er manchmal durch andere Charaktere, meistens Maritza oder Julian, angetrieben werden muss. Die drei geben ein geniales Trio ab und man kann nachvollziehen, wieso sie sich so gut verstehen. Sie sind alle drei-dimensionale Charaktere, die durch kleine Details, die sich aber als signifikant für den Plot gestalten, umso greifbarer gemacht werden. Auch die Nebencharaktere sind interessant, und bei einigen – zum Beispiel Yadriels Bruder oder Julians Freunden – hätte ich mir gerne noch mehr Interaktionen gewünscht.

Zur Übersetzung: Ich bin absolut begeistert von der Übersetzung. Die deutsche Version büßt nichts an Authentizität ein, auch wenn manche Stellen durchaus knifflig gewesen sein könnten. (Ich bin so froh, wie Julians Wortverdreher übersetzt wurden und hab so oft darüber gelacht!) Alles klang natürlich und insgesamt hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht. Seitdem das deutsche Cover bekannt gegeben wurde, war ich Feuer und Flamme für die Übersetzung. Es ist einfach so schön und spiegelt alles wieder, wofür dieser Roman steht.