Der gestohlene Bestseller
June ist Schriftstellerin, leider bringt ihr der Debütroman »Jenseits der Bäume« nicht den erhofften Erfolg. Ihre Collegekollegin Athena Liu hingegen ist eine gefeierte Bestsellerautorin, die einen Bucherfolg nach dem anderen landet. Die beiden verbindet eine Art Hass-Freundschaft, Athena prahlt gern mit ihren Erfolgen, June platzt vor Neid. Nach einem feuchtfröhlichen Abend lädt Athena June in ihre Wohnung ein. Athena zeigt ihr das fertige Skript eines Romans, das sie lediglich mit Schreibmaschine geschrieben und noch niemandem gezeigt hat. Sie machen sich etwas zu essen, da passiert das Unglück: Athena erstickt an einem Pfannkuchen. June ruft Hilfe, doch es ist zu spät. Zu Hause angekommen hat sie auf einmal Athenas Skript in der Tasche. Und sie arbeitet wochenlang daran, schickt es ihrem Agenten und siehe da, er ist begeistert. Der Stein kommt ins Rollen, sie erhält Angebote und das Buch wird zum Bestseller. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen und bald steht der Verdacht im Raum, dass es nicht ihr Buch ist.
Meistens bin ich von Büchern, um die so ein Hype gemacht wird, enttäuscht. Dieses Buch hatte mich von Anfang an. Der Schreibstil ist flüssig lesbar, das Gendern mit Doppelpunkt ist ungewöhnlich, aber nach kurzer Zeit hatte ich mich dran gewöhnt. Die Szene, wie Athena erstickt, zeigte für mich schon deutlich, dass June keine Sympathieträgerin ist. Sie ist gerade mal ein bisschen schockiert. Die Story ist aus Junes Sicht und in Ich-Form geschrieben. Man könnte Mitleid mit ihr haben, weil ihr Erstlingswerk nur mäßige Anerkennung hatte. Doch das macht sie selbst zunichte, denn sie jammert, gibt allen anderen die Schuld und lässt kein gutes Haar an ihren Kolleginnen, vor allem an Athena. Sie neidet ihr den Erfolg, den sie – wie auch an späteren Stellen mehrfach erwähnt wird – in Junes Augen zu Unrecht hat. Die Autorin greift zahlreiche Themen des Verlagswesens auf: Agenturen, Lektoren, Marketing, Sensitivreading. June blüht auf, genießt ihren neuen Status als angehende Bestsellerautorin, denn darauf zielt der Verlag hin. Ein toller Blick hinter die Kulissen. Im Grunde genommen, sucht man im gesamten Buch vergebens nach liebenswerten Menschen, überraschend stört das nicht. Alle Personen der Verlagsbranche haben natürlich den Profit im Auge, sind nur in der Zeit höflich und zuvorkommend, solange der Dollar winkt.
Traurig auch, dass June keine echten Freunde hat. Selbst zu ihrer Familie hat sie selten Kontakt, sie zeigen wenig Interesse an ihrer Schriftstellerei.
Die Bedeutung von Social Media – beängstigend, wie rasch eine Lawine von Hasstiraden losgetreten wird – kommt hier klar zum Ausdruck.
Auch das Thema Rassismus wird angesprochen. Viele Amerikaner mit chinesischem Migrationshintergrund reagieren enttäuscht und teilweise sogar wütend, dass June es wagt, ein Thema über chinesische Arbeiter aufzugreifen, obwohl sie selbst weiß ist.
Unter dem Strich ist »Yellowface« ein Roman, der provoziert, die Buchindustrie an den Pranger stellt und tiefgründige Einblicke in die Themen Rassismus sowie wer was schreiben darf, bietet, und nachdenklich zurücklässt.
Am Schluss baut sich ein fast thrillermäßiges Spannungshoch auf. Danach war ich im ersten Moment enttäuscht, doch schließlich konnte ich mich damit aussöhnen. Die Autorin wollte wohl bewusst Dinge offenlassen. Die Story bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis und ist mehr als nur empfehlenswert.
Meistens bin ich von Büchern, um die so ein Hype gemacht wird, enttäuscht. Dieses Buch hatte mich von Anfang an. Der Schreibstil ist flüssig lesbar, das Gendern mit Doppelpunkt ist ungewöhnlich, aber nach kurzer Zeit hatte ich mich dran gewöhnt. Die Szene, wie Athena erstickt, zeigte für mich schon deutlich, dass June keine Sympathieträgerin ist. Sie ist gerade mal ein bisschen schockiert. Die Story ist aus Junes Sicht und in Ich-Form geschrieben. Man könnte Mitleid mit ihr haben, weil ihr Erstlingswerk nur mäßige Anerkennung hatte. Doch das macht sie selbst zunichte, denn sie jammert, gibt allen anderen die Schuld und lässt kein gutes Haar an ihren Kolleginnen, vor allem an Athena. Sie neidet ihr den Erfolg, den sie – wie auch an späteren Stellen mehrfach erwähnt wird – in Junes Augen zu Unrecht hat. Die Autorin greift zahlreiche Themen des Verlagswesens auf: Agenturen, Lektoren, Marketing, Sensitivreading. June blüht auf, genießt ihren neuen Status als angehende Bestsellerautorin, denn darauf zielt der Verlag hin. Ein toller Blick hinter die Kulissen. Im Grunde genommen, sucht man im gesamten Buch vergebens nach liebenswerten Menschen, überraschend stört das nicht. Alle Personen der Verlagsbranche haben natürlich den Profit im Auge, sind nur in der Zeit höflich und zuvorkommend, solange der Dollar winkt.
Traurig auch, dass June keine echten Freunde hat. Selbst zu ihrer Familie hat sie selten Kontakt, sie zeigen wenig Interesse an ihrer Schriftstellerei.
Die Bedeutung von Social Media – beängstigend, wie rasch eine Lawine von Hasstiraden losgetreten wird – kommt hier klar zum Ausdruck.
Auch das Thema Rassismus wird angesprochen. Viele Amerikaner mit chinesischem Migrationshintergrund reagieren enttäuscht und teilweise sogar wütend, dass June es wagt, ein Thema über chinesische Arbeiter aufzugreifen, obwohl sie selbst weiß ist.
Unter dem Strich ist »Yellowface« ein Roman, der provoziert, die Buchindustrie an den Pranger stellt und tiefgründige Einblicke in die Themen Rassismus sowie wer was schreiben darf, bietet, und nachdenklich zurücklässt.
Am Schluss baut sich ein fast thrillermäßiges Spannungshoch auf. Danach war ich im ersten Moment enttäuscht, doch schließlich konnte ich mich damit aussöhnen. Die Autorin wollte wohl bewusst Dinge offenlassen. Die Story bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis und ist mehr als nur empfehlenswert.