Ein faszinierender Roman
Schon beim Entfernen des Schutzumschlags befinden wir uns mitten im Geschehen.
Das Buch „Die letzte Front“, ist vermutlich von Athena Lui geschrieben, ihr Name ist jedoch durchgestrichen und Juniper Song gibt sich als Autorin aus.
Zwei Schriftstellerinnen, Freundinnen vielleicht, Konkurrentinnen auf jeden Fall. Athena, chinesisch-amerikanischer Abstammung, ist aber ungleich erfolgreicher
als die Amerikanerin June. Und June leidet unter dieser Situation.
„Neid wird immer als dieses spitze, grüne, giftige Ding beschrieben. Unbegründet, essigsauer, gemein. (…) Neid ist mein rasender Herzschlag, (…)
Neid bedeutet, mich ständig mit ihr zu vergleichen und dabei schlecht wegzukommen…“
Als Athena durch einen Unfall stirbt, sichert June sich das letzte Manuskript, erarbeitet daraus und wird damit erfolgreich. „Diversität verkauft sich gerade gut.“
Doch, die Angst, entdeckt zu werden, ist groß. Andererseits ist sie süchtig nach der Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wird.
„Die Infusion aus Likes und Glückwünschen ist genau das, was ich brauche, um die innere Leere zu füllen.“
Ein Internet Storm, der Zweifel an ihrer Autorenschaft verbreitet, beginnt und ebbt ab.
Das Interesse an June auch.
Sie braucht jedoch die Aufmerksamkeit, ist aber blockiert, ein weiteres Werk zu schreiben, Athenas Geist lauert überall.
„Aber Schreiben ist alles. (…) Aufhören ist keine Option. Ich muss etwas erschaffen. Es ist ein körperlicher Drang, ein Verlangen, wie atmen, wie essen, wenn es gut läuft, ist es besser als Sex, und wenn nicht, dann habe ich an nichts mehr Freude.“
Dieser ungewöhnliche Roman ist voller spannender Wendungen, der Leidens- und Erfolgsdruck der Protagonistin ist in jeder Zeile spürbar.
Aber auch die Macht der Kritikerinnen und des Internets, die Abhängigkeit von Vermarktung und Verkaufszahlen zeigen den ganzen brutalen Wahnsinn der Literaturwelt.
Aktuelle Diskussionen um politische Korrektheit, ethische Aneignung, Sexismus, Rassismus führen zu „marktrelevanten“ Entscheidungen.
Die Freiheit der Literatur, die Freiheit der Kunst gehen bei all diesen äußeren Zwängen verloren.
„Yellowface“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, voller Dynamik, und einer kritischen Betrachtungen des Literaturbetriebs.
Rebecca F. Kuang ist eine großartige Erzählerin, spielerisch geht sie mit Erzählebenen um, sprachlich und inhaltlich überzeugend.
Übersetzung aus dem Englischen von Jasmin Humburg
Das Buch „Die letzte Front“, ist vermutlich von Athena Lui geschrieben, ihr Name ist jedoch durchgestrichen und Juniper Song gibt sich als Autorin aus.
Zwei Schriftstellerinnen, Freundinnen vielleicht, Konkurrentinnen auf jeden Fall. Athena, chinesisch-amerikanischer Abstammung, ist aber ungleich erfolgreicher
als die Amerikanerin June. Und June leidet unter dieser Situation.
„Neid wird immer als dieses spitze, grüne, giftige Ding beschrieben. Unbegründet, essigsauer, gemein. (…) Neid ist mein rasender Herzschlag, (…)
Neid bedeutet, mich ständig mit ihr zu vergleichen und dabei schlecht wegzukommen…“
Als Athena durch einen Unfall stirbt, sichert June sich das letzte Manuskript, erarbeitet daraus und wird damit erfolgreich. „Diversität verkauft sich gerade gut.“
Doch, die Angst, entdeckt zu werden, ist groß. Andererseits ist sie süchtig nach der Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil wird.
„Die Infusion aus Likes und Glückwünschen ist genau das, was ich brauche, um die innere Leere zu füllen.“
Ein Internet Storm, der Zweifel an ihrer Autorenschaft verbreitet, beginnt und ebbt ab.
Das Interesse an June auch.
Sie braucht jedoch die Aufmerksamkeit, ist aber blockiert, ein weiteres Werk zu schreiben, Athenas Geist lauert überall.
„Aber Schreiben ist alles. (…) Aufhören ist keine Option. Ich muss etwas erschaffen. Es ist ein körperlicher Drang, ein Verlangen, wie atmen, wie essen, wenn es gut läuft, ist es besser als Sex, und wenn nicht, dann habe ich an nichts mehr Freude.“
Dieser ungewöhnliche Roman ist voller spannender Wendungen, der Leidens- und Erfolgsdruck der Protagonistin ist in jeder Zeile spürbar.
Aber auch die Macht der Kritikerinnen und des Internets, die Abhängigkeit von Vermarktung und Verkaufszahlen zeigen den ganzen brutalen Wahnsinn der Literaturwelt.
Aktuelle Diskussionen um politische Korrektheit, ethische Aneignung, Sexismus, Rassismus führen zu „marktrelevanten“ Entscheidungen.
Die Freiheit der Literatur, die Freiheit der Kunst gehen bei all diesen äußeren Zwängen verloren.
„Yellowface“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, voller Dynamik, und einer kritischen Betrachtungen des Literaturbetriebs.
Rebecca F. Kuang ist eine großartige Erzählerin, spielerisch geht sie mit Erzählebenen um, sprachlich und inhaltlich überzeugend.
Übersetzung aus dem Englischen von Jasmin Humburg