Entlarvt den Literaturbetrieb und bedient sich seiner Mittel
Auch wenn es in der heutigen Zeit beinahe zum schlechten Ton zu gehören scheint, wenn jemand seine Meinung ändert, gehöre ich bei diesem Buch gerne zu diejenigen, die sagen: Ja, ich war voreingenommen, weil dieses Buch schon im Vorfeld extrem gehypt wurde, dass mich bereits die erste Seite, der dortige Plauderton und die schreienden Großbuchstaben genervt haben. Dennoch habe ich das Buch, vielleicht aus einer Laune heraus, dann doch gekauft - und sogar in der Buchhandlung noch mit Buchschnitt bekommen. Dabei war zum Zeitpunkt des Erscheinens bei Amazon bereits nur noch die dritte Auflage erhältlich. Und selbstverständlich hatte nur die erste Auflage diesen coolen Buchschnitt mit der tropfenden schwarzen Schreibfeder auf gelbem Grund.
Weshalb ich das so ausführe? Weil es ja im Grunde genau das Marketingkonzept ist, das die Autorin Rebecca F. Kuang in ihrem Buch „Yellowface“ so genüsslich durch den Kakao zieht. Sie entlarvt all die überhypten, öffentlichkeitswirksamen Werbemaßnahmen, um ein Buch zu pushen und den zugehörigen Autor so interessant wie möglich darzustellen. Der Autor soll authentisch sein, ist aber auch nur eine Kunstfigur. Soweit ist das nichts wirklich Neues, aber es ist schon gut gemacht. Zumal das Buch samt Autorin eben - wie geschrieben - die doppelte Ironie erkennen lässt, die nun mit ihrem eigenen Buch über das Buch einhergeht.
Die Geschichte ist an sich kurz erzählt: Zwei Autorinnen, die eine berühmt und gehypt, natürlich auch total gutaussehend und mit Migrationshintergrund, die andere eher Typ „graue Maus“, deren Erfolg mit ihrem Debütroman schnell im Sande verschwimmt, sind lose befreundet. Doch die Beziehung ist eher von Neid einerseits, von nichtsahnender Überheblichkeit andererseits geprägt. Unter beiden Oberflächen verbirgt sich jedoch Unsicherheit und Nichtzugehörigkeitskomplexen. Die berühmte Autorin stirbt nun durch einen grotesken Unfall beim abendlichen Wettessen; die andere, nur marginal traumatisiert, eignet sich deren Romanentwurf an, komplettiert ihn und wird schließlich endlich das, was sie immer erträumt hatte: eine berühmte Autorin.
Vor diesem Setting kann Rebecca F. Kuang nun genüsslich ausbreiten, was im Literaturbetrieb, v.a. unter und mit jungen Autoren, so alles passiert, schief läuft und einfach nur Kopfschütteln hervorruft. Bei mir jedenfalls beinahe täglich, wenn mir mal wieder bei Instagram eine völlig überhypte Werbeanzeige eines nichtssagenden neuen Romans per aufgedrehtem „Influencer“ untergejubelt wird, die ich nicht rechtzeitig wegklicken kann. Vor diesem Hintergrund fallen zwei weitere Dinge ironisch auf: Zum einen der gelbe Schutzumschlag des Buches, der, wenn man ihn entfernt, das fiktive Buchcover des Romans im Roman „Die letzte Front“ von Athena Liu bzw. Juniper Song, offenbart; zum anderen die nichtssagenden, hypenden Floskeln berühmter Autoren, die eben jenen gelben Schutzumschlag zieren, hier aber wiederum „Yellowface“ über den grünen Klee loben. Bei diesem Sarkasmus will man gleichzeitig lachen und weinen.
Fazit: Das Buch entlarvt den modernen Literaturbetrieb, reitet aber genau die gleiche überhypte Welle. Ironie im Sarkasmus oder umgekehrt. Es ist schwer, das Buch nicht zu mögen; andererseits ist es traurig, dass der Literaturbetrieb mittlerweile genau so funktioniert.
Weshalb ich das so ausführe? Weil es ja im Grunde genau das Marketingkonzept ist, das die Autorin Rebecca F. Kuang in ihrem Buch „Yellowface“ so genüsslich durch den Kakao zieht. Sie entlarvt all die überhypten, öffentlichkeitswirksamen Werbemaßnahmen, um ein Buch zu pushen und den zugehörigen Autor so interessant wie möglich darzustellen. Der Autor soll authentisch sein, ist aber auch nur eine Kunstfigur. Soweit ist das nichts wirklich Neues, aber es ist schon gut gemacht. Zumal das Buch samt Autorin eben - wie geschrieben - die doppelte Ironie erkennen lässt, die nun mit ihrem eigenen Buch über das Buch einhergeht.
Die Geschichte ist an sich kurz erzählt: Zwei Autorinnen, die eine berühmt und gehypt, natürlich auch total gutaussehend und mit Migrationshintergrund, die andere eher Typ „graue Maus“, deren Erfolg mit ihrem Debütroman schnell im Sande verschwimmt, sind lose befreundet. Doch die Beziehung ist eher von Neid einerseits, von nichtsahnender Überheblichkeit andererseits geprägt. Unter beiden Oberflächen verbirgt sich jedoch Unsicherheit und Nichtzugehörigkeitskomplexen. Die berühmte Autorin stirbt nun durch einen grotesken Unfall beim abendlichen Wettessen; die andere, nur marginal traumatisiert, eignet sich deren Romanentwurf an, komplettiert ihn und wird schließlich endlich das, was sie immer erträumt hatte: eine berühmte Autorin.
Vor diesem Setting kann Rebecca F. Kuang nun genüsslich ausbreiten, was im Literaturbetrieb, v.a. unter und mit jungen Autoren, so alles passiert, schief läuft und einfach nur Kopfschütteln hervorruft. Bei mir jedenfalls beinahe täglich, wenn mir mal wieder bei Instagram eine völlig überhypte Werbeanzeige eines nichtssagenden neuen Romans per aufgedrehtem „Influencer“ untergejubelt wird, die ich nicht rechtzeitig wegklicken kann. Vor diesem Hintergrund fallen zwei weitere Dinge ironisch auf: Zum einen der gelbe Schutzumschlag des Buches, der, wenn man ihn entfernt, das fiktive Buchcover des Romans im Roman „Die letzte Front“ von Athena Liu bzw. Juniper Song, offenbart; zum anderen die nichtssagenden, hypenden Floskeln berühmter Autoren, die eben jenen gelben Schutzumschlag zieren, hier aber wiederum „Yellowface“ über den grünen Klee loben. Bei diesem Sarkasmus will man gleichzeitig lachen und weinen.
Fazit: Das Buch entlarvt den modernen Literaturbetrieb, reitet aber genau die gleiche überhypte Welle. Ironie im Sarkasmus oder umgekehrt. Es ist schwer, das Buch nicht zu mögen; andererseits ist es traurig, dass der Literaturbetrieb mittlerweile genau so funktioniert.