Ihr Buch ist ein Bestseller. Das Problem ist nur - sie hat es nicht geschrieben.

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mrsdarcyreveals Avatar

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Welcher Büchernarr wird bei dieser Ankündigung nicht neugierig?
Ich muss gestehen - Yellowface habe ich mich lange widersetzt. Mal ganz davon abgesehen, dass mich das Cover nicht anspricht und ich farbige Buchschnitte in der ersten Auflage grundsätzlich boykottiere, hadere ich auch mit Werken, die entsetzliche Hypes und Marketingkampagnen noch vor Erscheinungstermin in das Bewusstsein potentieller Leser transportieren.
Nachdem der Hype dann doch recht schnell abgeflaut war, ebnete mir genau das den Weg zu diesem Buch.

Kuong hat im vorliegenden Werk etliche unbequeme Wahrheiten angesprochen, die auf den ersten Blick verstörend sind.
Es geht nicht nur um die Abgründe in der Verlagsgesellschaft, sondern vor allem um die Auswirkungen von Social Media und umgekehrten Rassismus.
Die Protagonistin Juniper wird vom vielen Leser:innen als unsympathisch beschrieben. Ich wage zu behaupten, dass jene, die sich zu dieser Aussage hinreißen lassen, von Junes Gedanken und Verhalten getriggert werden. Es lassen sich etliche tiefenpsychologische Muster erkennen, vor allem im Bezug auf Minderwertigkeitskomplexe und dem Bedürfnis, von anderen gesehen und wertgeschätzt werden zu wollen.
Es ist zugegebenermaßen harter Tobak, June bei ihren Egotrips zusehen zu müssen. Dennoch sind ihr Denken und Handeln aus einem gewissen Abstand heraus betrachtet überaus nachvollziehbar - wer würde sich nicht zur Wehr setzen wollen, wenn dieser ganze Druck von Außen auf einem lastet? Noch dazu weist sie in ihren Verhaltens- und Denkmustern Merkmale tief sitzender Traumata auf.

Für jemanden wie mich, die gerne auch zwischen den Zeilen liest, ist dieses Buch ein gigantischer Hochgenuss.

Insgesamt ist Yellowface ein Buch, das anprangert und wachrütteln will.

Es ist abgründig und ich liebe es!