Wer stiehlt von wem?
"Um erfolgreiche Autorin zu werden, würde sie über Leichen gehen" -> so könnte man die Einstellung der Hauptperson June Hayward beschreiben. Denn damit ist sie tatsächlich direkt am Anfang des Buches konfrontiert. Ihre weitaus erfolgreichere Autorenfreundin Athena verstirbt vor ihren Augen und sie kann nicht widerstehen, deren neuestes Manuskript mitgehen zu lassen. Der Neid, den June schon immer gegenüber Athena verspürt hat, ist wirklich auf jeder Seite des Buches zu spüren.
Nun beginnt ein Strudel aus Rechtfertigungen, die June sich selbst gegenüber und damit auch dem Leser mitteilt. Da sie sich selbst nicht als die Böse sehen will, muss sie ihre Handlungen verteidigen und tut das so hervorragend, dass die Grenze zwischen richtig und falsch oftmals verschwimmt und man sich selbst hinterfragen muss. Mehrmals musste ich innehalten und mir denken "Nein, stopp, das redest DU mir gerade ein, June, dass es doch richtig sei, was du tust. Es ist es aber nicht".
Gerade weil das Buch im personalen Erzählstil nur aus Junes Perspektive geschrieben ist, ist immer wieder anzuzweifeln, was denn letztendlich stimmt. Gerade ihre Aussage, dass Athena doch eigentlich gar nicht richtig mit ihr befreundet war, fand ich sehr fragwürdig, war June doch die erste, die vom großen Buchdeal erfahren hatte und auch andere Details zeigen, dass die beiden viel Zeit miteinander verbracht hatten. Auch wieder eine Rechtfertigung? Hier bleibt Spielraum für Interpretationen, denn nicht alles, was June erzählt, muss wahr sein.
Eine weitere Ebene des Buches ist die Welt der Verlage und Autor:innen. Das fand ich sehr gelungen dargestellt. Der Buchtitel "Yellowface", ein Begriff der in Anlehnung auf "Blackface" (ein Begriff für das Spiele von dunkelhäutigen Personen durch weiße Schauspieler, die angemalt wurden / Stichwort "kultureller Rassismus"), deutet schon darauf hin, was auch in diesem Buch passiert: June, die keinerlei Beziehung zur asiatischen Kultur hat, überarbeitet das Buch von Athena Liu (Asiatin). Damit es aber veröffentlicht werden kann, will der Verlag ihren Namen anpassen, damit er asiatischer klingt.
Nach und nach hinterfragt man als Leser dann aber auch die Authentizität Athenas, denn es kommen Infos heraus, die auch von anderen Personen des Buches so erzählt werden (also man sich nicht nur auf Junes einseitige Berichterstattung verlassen muss), dass auch Athena nicht so genial war, wie sie immer gezeichnet wurde.
Das Thriller-Element, das im letzten Element des Buches sehr dominant war, hatte ich vom Klappentext her nicht kommen sehen, wirkte aber sehr passend, gerade im Hinblick auf die Reichweite von Plattformen wie Twitter/X etc heutzutage.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gefallen hat, gerade WEIL June so unfassbar unsympathisch war und man sie ständig schütteln wollte. Ich mag Bücher nicht deswegen weniger, weil die Hauptperson unsympathisch ist, ganz im Gegenteil. Hier konnte man über die Handlungen nachdenken und seine eigene Meinung bilden.
Nun beginnt ein Strudel aus Rechtfertigungen, die June sich selbst gegenüber und damit auch dem Leser mitteilt. Da sie sich selbst nicht als die Böse sehen will, muss sie ihre Handlungen verteidigen und tut das so hervorragend, dass die Grenze zwischen richtig und falsch oftmals verschwimmt und man sich selbst hinterfragen muss. Mehrmals musste ich innehalten und mir denken "Nein, stopp, das redest DU mir gerade ein, June, dass es doch richtig sei, was du tust. Es ist es aber nicht".
Gerade weil das Buch im personalen Erzählstil nur aus Junes Perspektive geschrieben ist, ist immer wieder anzuzweifeln, was denn letztendlich stimmt. Gerade ihre Aussage, dass Athena doch eigentlich gar nicht richtig mit ihr befreundet war, fand ich sehr fragwürdig, war June doch die erste, die vom großen Buchdeal erfahren hatte und auch andere Details zeigen, dass die beiden viel Zeit miteinander verbracht hatten. Auch wieder eine Rechtfertigung? Hier bleibt Spielraum für Interpretationen, denn nicht alles, was June erzählt, muss wahr sein.
Eine weitere Ebene des Buches ist die Welt der Verlage und Autor:innen. Das fand ich sehr gelungen dargestellt. Der Buchtitel "Yellowface", ein Begriff der in Anlehnung auf "Blackface" (ein Begriff für das Spiele von dunkelhäutigen Personen durch weiße Schauspieler, die angemalt wurden / Stichwort "kultureller Rassismus"), deutet schon darauf hin, was auch in diesem Buch passiert: June, die keinerlei Beziehung zur asiatischen Kultur hat, überarbeitet das Buch von Athena Liu (Asiatin). Damit es aber veröffentlicht werden kann, will der Verlag ihren Namen anpassen, damit er asiatischer klingt.
Nach und nach hinterfragt man als Leser dann aber auch die Authentizität Athenas, denn es kommen Infos heraus, die auch von anderen Personen des Buches so erzählt werden (also man sich nicht nur auf Junes einseitige Berichterstattung verlassen muss), dass auch Athena nicht so genial war, wie sie immer gezeichnet wurde.
Das Thriller-Element, das im letzten Element des Buches sehr dominant war, hatte ich vom Klappentext her nicht kommen sehen, wirkte aber sehr passend, gerade im Hinblick auf die Reichweite von Plattformen wie Twitter/X etc heutzutage.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gefallen hat, gerade WEIL June so unfassbar unsympathisch war und man sie ständig schütteln wollte. Ich mag Bücher nicht deswegen weniger, weil die Hauptperson unsympathisch ist, ganz im Gegenteil. Hier konnte man über die Handlungen nachdenken und seine eigene Meinung bilden.