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ger6892daerger Avatar

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Das Cover des Romans ist farbblich ansprechend gestaltet. Das knallige Rot des Titels lässt sofort erkennen, dass es sich hier um einen Thriller handelt. Allerdings lässt sich der Roman selber schlecht in die normale Kategorie "Thriller" einordnen, er passt einfach nicht. Die Handlung ist relativ schnell erzählt: Joe Goldberg, ein Angestellter in einer Buchhandlung, lernt die junge Studentin Guinevere Beck kennen. Sie ist für ihn sofort der Inbegriff dessen, was er sich als eine perfekte Partnerin für sein Leben vorstellt. Und damit beginnt Becks Drama, Joe fängt an, sie systematisch zu überwachen und zu kontrollieren. Er stalkt sie mit allen Mitteln, er stiehlt ihr Handy, hackt ihren Internetzugang und beobachtet sie in ihrer Erdgeschoßwohnung sogar beim Sex mit ihrem Freund. Um sie ganz für sich zu gewinnen, schreckt er selbst vor Mord nicht zurück. Er schafft es dadurch, Beck für sich zu interessieren, sie haben auch eine intime Beziehung miteinander. Allerdings ist es für Beck nicht so existentiell wichtig wie für Joe, so dass es voraussehbar ist, dass dieser Roman kein happy end haben wird.
Das Interessante an Caroline Kepnes Erzählstil ist, dass sie völlig aus der Perspektive von Joe schreibt und das bis zum Schluss. Wir sind die ganze Zeit in Joes Hirn und müssen quasi mit nachvollziehen, wie er sich immer mehr in seine Wahnvorstellungen verstrickt. Ich muss sagen, das hat mich schon eine Weile nach der Lektüre noch beschäftigt. Man will immer mit Joe reden und ihm seine Phantasien bewusst machen, aber das geht ja nicht. Also ist man als Leser ihm hilflos ausgeliefert und das über 500 Seiten lang! Kepnes Schreibstil ist auch für geübte Leser ziemlich anspruchsvoll: es gibt Textpassagen, in denen ein einziger Satz eine halbe Seite lang geht! Auch die ständigen Anspielungen auf verschiedene Bücher und Filme setzen einen kundigen Leser voraus, sonst legt man das Buch nach ein paar Seiten zur Seite.
Alles in allem würde ich sagen: ein außergewöhnlicher Thriller, der dem Leser aber einiges abverlangt!