Das Highlight des Jahres?

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raoulchagny Avatar

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Dass "Young Mungo" von Douglas Stuart mehr ist als seine interessante Prämisse einer schwulen Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der protestantisch-katholischen Konflikte im Glasgow der 90er, wird bereits gleich zu Beginn der Leseprobe deutlich. Mit nur wenigen Sätzen gelingt Stuart ein so feinsinniges und realistisches Porträt der Mo-Maw, dass man sich direkt in diese Welt hineinversetzt fühlt und sie hinter einem Fenster zu sehen glaubt. Die kurz danach folgende Charakterisierung der Männer steht dem in nichts nach. Stuarts Fähigkeiten werden nur allzu deutlich und machen Hoffnung auf ein vielschichtiges Gesellschaftsporträt. Auch sprachlich zeigt sich Stuarts Stärke bereits in der Leseprobe. Seine Sprache ist unprätentiös und natürlich. Sie wirkt zumeist zurückhaltend und abwartend. Es ist passend zu seinen Fähigkeiten in der Charakterzeichnung die Sprache eines Beobachters. Stuart präsentiert das Leben und Lebensgefühl im damaligen Glasgow bis ins kleinste Detail und schreibt dabei so mitreißend und lebensnah, das man nicht anders kann, als immer mehr erfahren zu wollen und Seite um Seite zu verschlingen. Da ist die Enttäuschung umso größer, wenn die Leseprobe vorbei ist. Selten hat eine Leseprobe so neugierig auf das dazugehörige Buch gemacht. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, wie vielversprechend das dazugehörige Buch erscheint - "Young Mungo" hat definitiv das Potenzial zum Highlight des Jahres.