Berührend, intensiv und mit kleinen Hoffnungsschimmern

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buchtaucherin Avatar

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👬 "Was soll ich tun, Mister Calhoun?"
Poor-Wee-Chickie senkte den Kopf und sah ihm tief in die Augen. "Das ist einfach, Junge. Stell ausnahmsweise dich an erste Stelle." 👬

Douglas Stewarts erster Roman Shuggie Bain hat mich ja schon sehr bewegt, aber Young Mungo toppt das Leseerlebnis nochmal. Was für eine bewegende, intensive und krasse Geschichte. Ich sag's vorab: Leseempfehlung!

Mungo ist, wie Shuggie Bain auch schon, das dritte von drei Kindern einer alkoholkranken alleinstehenden Frau und wir sind auch wieder in einer Arbeitersiedlung in Glasgow. Aber während Shuggie noch sehr jung ist und es in diesem ersten Roman viel um die Beziehung zwischen Mutter und Sohn geht, ist Mungo bereits 15 Jahre alt und er entdeckt seine erste Liebe - zu einem Nachbarsjungen.

Der Roman erzählt in einem ersten Handlungsstrang von dieser zarten Liebe, ihren Hürden und der großen Frage, wie diese Liebe eine Chance haben kann in einem absolut homophoben Umfeld. Im zweiten Handlungsstrang ist Mungo mit zwei Bekannten seiner Mutter an einem See, um ein "richtiger Mann" zu werden. Was er stattdessen erlebt, bedarf einer Triggerwarnung: Es gibt sexualisierte, physische und psychische Gewalt - nicht nur in diesem Handlungsstrang. Und diese Gewalt tut beim Lesen weh, ist intensiv und schockierend. Gleichzeitig ist da diese unbedingte zarte Hoffnung, dass man sein Schicksal verändern kann - wenn man den Mut aufbringt. Ob Mungo das gelingt, möchte ich euch natürlich nicht verraten, denn - ihr erinnert euch - ich empfehle euch (dringend) diesen tollen Roman zu lesen.

Was ich euch noch verraten möchte ist, dass sich dieser Roman nicht nur wegen Mungo zu lesen lohnt. Auch seine Mutter, seine Schwester, sein Bruder und all die anderen Nebencharaktere sind so menschlich, dass das Lesen viel Freude macht