Der zweite Versuch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
larischen Avatar

Von

Glasgow in den 90er: Mungo passt nicht in die roughe Lebensrealität im Arbeiterviertel. Er strahlt alles aus, was ein „richtiger“ Mann nicht haben sollte: Sanftmut und Nachdenklichkeit. Damit hat er es sogar in der eigenen Familie schwer. Seine Mutter ist Alkoholikerin und primär auf sich selbst bezogen, sein Bruder Hamish ist Bandenführer und will unbedingt einen „richtigen Mann“ aus Mungo machen und seine Schwester Jodie kümmert sich zwar liebevoll um ihn, will aber einfach nur raus aus dem Elend. In dieser Welt, die geprägt ist von Gewalt und Brutalität, lernt Mungo James kennen, einen katholischen Jungen, der in einer ähnlichen Situation steckt. Doch was sich zwischen den beiden Jungen entwickelt, ist in dieser Welt eine Gefahr, auch wenn es für die beiden selbst der einzige Halt zu sein scheint.

„Young Mungo“ von Douglas Stuart ist schockierend, er wirft einen ungeschönten Blick auf diese Welt und zeigt ihre Brutalität klar auf. Ich habe mich von der ersten Seite an, an den Vorgänger „Shuggie Bain“ erinnert gefühlt. Ich hatte teilweise fast den Eindruck, dass ich dieselbe Geschichte mit unterschiedlichen Namen lese. An einigen Stellen hatte ich sogar das Gefühl, dass es indirekte Querverweise gibt.

Wer zart besaitet ist, sollte dieses Buch nicht lesen. Ich musste es ab und zu aus der Hand legen, um das Gelesene zu verarbeiten. Mein Problem mit diesem Roman war, dass es mir an vielen Stellen zu viel war, ohne dass es für die Handlung aus meiner Sicht notwendig gewesen wäre. Zudem hat mir ein wenig der rote Faden gefehlt. Man springt in der Handlung immer wieder hin und her, sodass es teilweise schwierig ist den Überblick zu behalten. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass das Schockierende im Fokus stand und nicht die Handlung. Das hat mich etwas gestört.

Beim Vorgänger hatte ich noch das Gefühl, dass die Übersetzung mir das Lesen erschwert hat. Nach „Young Mungo“ befürchte ich einfach, dass Douglas Stuart und ich nicht zusammenpassen. Es ist nicht die Art Buch, die mich voran bringt. Ich möchte auch aus schwieriger Lektüre etwas mitnehmen können, für das es sich lohnt weiterzumachen. Das fehlt mir hier völlig. Das Buch ist für mich ehrlich gesagt einfach nur deprimierend und schockierend, ohne einen nachhaltigen Effekt zu haben. Nichtsdestotrotz kann ich mir jedoch sehr gut vorstellen, dass es viele andere beeindruckt.