Schmerzhaft, unter die Haut, und hoffnungsvoll

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ellus Avatar

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"Young Mungo" erzählt eine Geschichte, für die so ziemlich jede Triggerwarnung notwendig ist, die man sich vorstellen kann. Doch so schmerzhaft Mungos Lebensgeschichte auch ist, so viel Herz und Willen und Humor beweist sie auch, so dass trotz allem ein Gefühl oder ein Wunsch der Hoffnung zurückbleibt.

Douglas Stuart ist mit Mungo ein unglaublich eingehender Protagonist gelungen, der in den prekären Verhältnissen eines Glasgower Arbeiterviertels der 90er Jahre, wo Härte und Gewalt zum Überleben notwendig scheinen, einfach zu weich, zu schön und zu gut ist.

In einer Lebenswelt und gesellschaftlichen Prägung, aus der es kaum jemand schafft zu entkommen, von unbeschadet entkommen ganz zu schweigen, kann Mungo schlicht nicht anders, als genau der zu sein und zu bleiben, der er ist.

Seine Stimme und seine Erfahrungen sind so packend und ehrlich, dass ich mich kaum von der Geschichte losreißen wollte - ein absolut empfehlenswerter, unter die Haut gehender Roman!






Zur deutschen Version:
Da ein großer Teil der Persönlichkeit des Romans auch über das sehr spezielle, aber auch sehr sympathische schottische Englisch erzeugt wird, bin ich sehr froh, "Young Mungo" in der originalsprachigen Hörbuchversion von Chris Reilly gehört zu haben, denn die deutsche Übersetzung des Dialektes sagt mir nicht so zu - allerdings ist passende Dialektübersetzung auch ein schwieriges Unterfangen und zwangsläufig weniger authentisch.

Das auf manchen Ausgaben verwendete Coverbild eines Jungengesichtes halb unter Wasser finde ich sowohl in Bezug auf die tatsächliche Handlung als auch symbolisch passender und auch ansprechender, weil es Mungos Erfahrung nicht allein auf seine Homosexualität reduziert.