Spannende Außenseitergeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buecherundschokolade Avatar

Von

Young Mungo von Douglas Stuart ist ein außergewöhnliches Stück Literatur. Schonungslos, hart und zugleich unglaublich zart erzählt Stuart eine Außenseitergeschichte im prekären Glasgower East End der 1990er Jahre. Mungo ist so ganz anders als seine Altersgenossen, sanft und verträumt, nicht gewalttätig wie Hamish sein Bruder, ein übler Gangleader oder die anderen protestantischen Jungs, die sich mit den Katholiken blutig prügeln. In deren Welt „schwul“ das schlimmste Schimpfwort überhaupt ist. Mungos Mutter Mo Maw ist eine rücksichtslose Alkoholikerin (im Rausch wird sie zur schrecklichen Tattie-Bogle) und hat die Familie mal wieder im Stich gelassen. Mungo und seine 17-jährige Schwester Jodie schlagen sich mehr schlecht als recht mit knurrendem Magen durch. Mungo freut sich auf die Schule, wegen des kostenlosen Schulessens und die Armut quillt der Familie aus allen Poren.

Zugleich ist Mungo eine ständige Provokation für seinen kriminellen und homophoben Bruder, der ihn durch Teilnahme an Straßenschlachten „zum Mann machen will“. Als Mungo auf James trifft und sich in ihn verliebt, scheint alles möglich, doch die beiden befinden sich in großer Gefahr.

Douglas Stuart hat ein sehr intensives und spannendes Leseerlebnis geschaffen, das an einigen Stellen sehr grausam und düster daherkommt. Man leidet mit dem Protagonisten. Sprachlich ist es ähnlich brillant wie sein Debütroman Shuggie Bain, für den er den Booker-Preis gewann. Ein sehr guter Roman und eine klare Empfehlung.