Zwischen den Fronten

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miro76 Avatar

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Der 15jährige Mungo wird zu einem Angeltrip verpflichtet, denn es soll ein Mann aus ihm gemacht werden. Seine betrunkene Mutter hat das eingefädelt. Sie schickt ihn mit zwei Typen mit, die nicht besonders vertrauenswürdig wirken. Mungo wirkt, als würde er abgeführt werden, als er seiner Mutter einen traurigen Blick zurück zuwirft. Doch sie wendet sich bereits dem nächsten Glas zu.

Mungo wächst im Glasgower East End auf. Eine Gegend, die geprägt ist von Bandenkriegen zwischen Protestanten und Katholiken. Armut und Gewalt erinnern an Belfast der 70er Jahre. Die Menschen ertränken ihren Kummer in Alkohol und vergessen dabei auf ihre Kinder.

Mungo ist feinfühlig und künstlerisch veranlagt und er liebt seine Mutter immer noch. So oft kann sie ihn gar nicht vernachlässigen und verlassen. Mangos großer Bruder Hamish ist ein gefürchteter Bandenführer und zwingt Mungo immer wieder an seine Seite. Doch seine Schwester Jodie kümmert sich um ihn.

Als Mungo einen katholischen Jungen kennenlernt, ändert sich alles. In brutaler Zärtlichkeit, denn sie kennen es nicht anders, nähern sich die beiden an und Mungo beginnt eine Zukunft für sich zu erahnen. Wäre da nicht Hamish, der für die Kämpfe lebt und Mungo Härte und Gewaltbereitschaft einprügeln will.

Auch der Angeltrip entwickelt sich für Mungo in einen entsetzlichen Albtraum, der ihm alles abverlangt. Er wird nie wieder der sensible Junge werden, der er vor diesem Wochenende war. Die beiden Typen haben tatsächlich einen Mann aus ihm gemacht, aber nicht ganz freiwillig. Mungo kehrt als Erwachsener wieder, aber wie sich seine Zukunft entwickeln wird, können wir uns nur vorstellen. Das Ende bleibt offen. Optimist*innen sehen einen Hoffnungsschimmer, alle anderen sehen nur die Tragik dieser Jugend in einer gewaltgeprägten Welt.

Douglas Stuart schreibt schonungslos brutal. Die Verrohung der Menschen, durch die Gewalt auf den Straßen, Alkohol und Drogen erstickt fast jedes Aufblitzen von Empathie und Mitgefühl. Das Buch ist nicht einfach zu ertragen, doch Mungos Resilienz ist ebenfalls nicht zu verachten. Er sucht sich seine Lichtblicke und das macht ihn so liebenswert und hält mich als Leserin bei der Stange. Dennoch kann ich nicht volle fünf Sterne vergeben, denn Mungos Geschichte war mir fast zu heftig!