Gute Idee, enttäuschende Umsetzung

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combatwombat Avatar

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Als Vegetarierin gehöre ich wohl nicht zur Zielgruppe, dennoch beschränke ich mich bei der Kochbuch-Auswahl nicht auf vegetarische Bücher, eigentlich findet sich überall etwas Leckeres und vieles kann man abwandeln.
Das gestaltet sich hier schwierig, die meisten der Hauptgerichte sind doch sehr fleischlastig. Daran soll es nicht scheitern, immerhin ist es mein persönlicher Geschmack, aber dennoch scheint mir die Auswahl etwas einseitig.
(Geschichten darüber, wie die Autorin als Kind zwischen Rinderhälften Verstecken spielte, hätten mir allerdings auch als ich noch Fleisch aß nicht unbedingt Appetit gemacht)

Wer etwas Leichtes sucht, ist mit dem Buch wohl auch falsch beraten, alles klingt eher mächtig und fettig. Salate oder leichte Vorspeisen sucht man vergebens. Auch die Süßspeisen würde ich weniger als Desserts verstehen, eher als eigenständige Leckereien.

Die Idee, Gerichte aus Büchern nachzukochen (oder zumindest zu den Büchern passende zu erfinden), gefällt mir - im Internet habe ich schon einige Speisen aus dem Herr der Ringe-/Lied von Eis und Feuer-/ oder Harry Potter-Universum gefunden und ausprobiert.
Für den deutschen Leser ist anzumerken, dass der von der Autorin zusammengestellte Kanon hier wahrscheinlich weniger geläufig ist und bei mir daher der Wiedererkennenswert ausbleibt, der bei so etwas einen großen Reiz ausmacht. Über die Buttermilchpfannkuchen aus Pippi Langstrumpf habe ich mich gefreut, aber mit "Der Indianer aus der Hosentasche", "Nancy Drew" oder "Die Kinder aus dem Güterwagen" verbinde ich, anders als viele US-Amerikaner, rein gar nichts. So bleiben es für mich beliebige Rezepte.
Besonders deutlich wird der Unterschied, als Nicoletti schildert, wie sie auf ein von ihren Eltern verstecktes (da zu brutales) Grimms-Märchen-Buch stieß und von Hänsel und Gretel geschockt war.

In den Einschüben zwischen den Rezepten fand ich sie leider wenig sympathisch und habe keine große Lust, mehr von ihr zu lesen. Eigentlich hatte gehofft, der Fokus würde mehr auf den Büchern liegen und man würde etwas Wissenswertes über diese oder die darin erwähnten Gerichte erfahren. Leider liest es sich wie eine Biographie mit bücherbezogenen Anekdoten.

Abbildungen der Gerichte, die ich in Kochbüchern immer sehr mag und die doch oft erst so richtig Appetit machen und bei der Entscheidung helfen, gibt es nicht. Dafür wird sich auf Fotos der Autorin im Schlachthaus konzentriert.

Gute Idee, deren Umsetzung mir weniger gefällt.