Das Lieblingswort ist buttrig

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clara_fall Avatar

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Cara Nicoletti hat das in einem Buch zusammengefasst, was viele Menschen als ihre schönsten Lieblingsbeschäftigungen nennen würden: Essen und Lesen.
Schon einen Großteil ihrer Kindheit hat sie lesend in der Fleischerei ihrer Großeltern verbracht. Als es sie nach New York zieht und in wechselnden gastronomischen Berufen arbeitet, um ihr Studium zu finanzieren, begegnen ihr immer wieder Menschen, die zu einem wichtigen Buch ihres Lebens auch ein bestimmtes Gericht zuordnen können. Und so entsteht erst die Idee eines Supper Clubs und schon bald bekommt sie Ermunterung für ein Buch, das diese beiden Dinge unter einen Hut bekommt.
Sie beginnt mit Klassikern aus ihrer Kindheit, die man zum Großteil auch als Mitteleuropäer kennt oder man fühlt sich animiert zu recherchieren, ob dieses Buch auch in Deutschland erschienen ist. Mit Verwunderung liest man zum Beispiel, dass eines dieser Kinderbücher in den USA auf dem Index steht. Mit den vorgeschlagenen Rezepten dazu ist man sofort einverstanden, weil sie auch ein Stück Kindheit vermitteln: Schokoladeneisbecher, Schoko-Cookies, Rosinenbrötchen ...
Etwas zwiespältiger wird es im Jugendbereich: zum "Schweigen der Lämmer" schlägt Cara Hähnchenleber-Mousse vor ...
Manche Rezepte sind etwas an den Haaren herbeigezogen, da wird der Bogen etwas zu weit gezogen, aber das liegt im Auge des Betrachters.
Wenn man so wie ich das Buch als Bettlektüre verwendet, schläft man bedauerlicherweise jedes Mal mit einem riesigen Appetit ein, denn es läuft einem automatisch das Wasser im Mund zusammen, so anschaulich wie Cara oft die jeweiligen Gerichte beschreibt. Der Appetit wäre wohl noch größer, wenn die Fotos nicht so lieblos wären. Dafür einen Punkt Abzug. Ansonsten ist das Buch etwas ganz Besonderes - es macht Lust, mal wieder nach alten Klassikern zu greifen bzw. bisher völlig unbekannte Bücher auf die Leseliste zu setzen. Manche Rezepte sind sehr "amerikanisch", die mitteleuropäische Köchin wird manche Zutat entweder nicht bekommen oder so manches Rezept etwas verschlanken. Und Caras bevorzugte Lieblingsspeisen müssen unbedingt buttrig sein ... hat mich oft zum Schmunzeln gebracht.
Zwangsläufig denkt man beim Lesen immer wieder selbst darüber nach, welches Lieblingsbuch man zu welchem Gericht zuordnen würde - bei mir ist es die Bibel geworden mit den Rosinenkuchen, die Abigail König David entgegenbringt, um ihn zu besänftigen.
Ein ganz besonderes Buch, zu dem man immer wieder greifen wird - schon allein, um immer wieder etwas Leckeres daraus nachzukochen oder nachzubacken.