Solider Auftakt mit zähem Einstieg

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chrischid Avatar

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Bedingungslos und präzise in dem was sie tun, das sind Zara und Zoë beide, doch sie stehen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Als es darum geht den Terrorismus zumindest in Teilen in seine Schranken zu weisen, gilt es für die Schwestern sämtliche Befindlichkeiten zu Hause zu lassen und über den eigenen Schatten zu springen, denn nur so kann den Hintermännern beigekommen werden. Es entbrennt ein Kampf, der alles andere als vorhersehbar ist…

Doch bis es so weit kommt, dass man, vollends gefesselt vom Geschehen, unbedingt wissen muss wie es weiter geht, müssen Leser wie Hörer zunächst eine Durststrecke durchstehen. Sicherlich, es handelt sich augenscheinlich um den Auftakt einer Reihe und die Figuren sollten entsprechend eingeführt werden. Nichtsdestotrotz gibt es gerade im ersten Drittel zunehmen ausufernde Beschreibungen, die die Handlung zum Stocken bringen und die dargestellten Sequenzen langwierig erscheinen lassen. Dabei umfassen die Kapitel in der Regel eine angenehme Länge, wodurch das Geschehen lebendig gehalten wird, was aber so richtig erst innerhalb des zweiten Drittels geschieht, denn hier nimmt auch die inhaltliche Darstellung Fahrt auf.

Das Tempo, zunächst noch recht zurückhaltend und kaum erkennbar, wird gehörig angezogen, wodurch sich auch die Spannungskurve rapide steigert und der Leser/Hörer endlich angekommen ist in dem packenden Thriller, wie er beworben wird. Doch auch wenn es rasant zugeht, bleibt noch immer Platz für kurze Ruhephasen, die natürlich notwendig und wichtig sind, solange sie nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Gemeinsam mit den Schwestern und anderen Charakteren ergründet man eine Welt voller Gewalt und Fanatismus, erhält aber zugleich auch Einblicke ins Innere der Figuren. Indem die Kapitel jedes Mal einen Perspektivwechsel beinhalten, erfährt man die ein oder andere Situation aus mehreren Blickwinkeln und kann sich somit ein noch besseres Bild machen. Auch die unterschiedlichen Denkweisen werden dadurch deutlich, und auch wenn diese nicht immer auf Verständnis stoßen, so dienen sie doch der Vollständigkeit der Lektüre.

Der ungekürzten Hörfassung, gelesen von Beate Rysopp, lässt sich im Grund nur hinzufügen, dass sie sich den Text bestmöglich zu eigen gemacht hat. Aber des zähen Einstiegs kann auch eine noch so gute Sprecherleistung nichts entgegen setzen. Die Figuren gewinnen mitunter an Tiefe, denn Beate Rysopp stellt gewisse Eigenschaften heraus, die Authentizität vermitteln und Wiedererkennungswert besitzen.

„Rache in Marseille“ bietet einen soliden Auftakt rund um die Schwestern Zara und Zoë, deren Geschichte mit Sicherheit noch nicht zu Ende erzählt ist. Es ist noch einiges an Potential vorhanden, das hoffentlich bereits im nächsten Band weitreichender ausgeschöpft wird.