Terrorgefahr ?

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rosenfreund Avatar

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Als Südfrankreichfan bin ich von dem Buchcover total begeistert. Auch finde ich es sehr gelungen, dass in den Deckelinnenseiten einmal Marseille mit den Hauptschauplätzen abgebildet ist und zweitens der Küstenabschnitt bis Monaco. Allerdings war ich von der Fäkalsprache und der Brutalität des ersten Abschnitts schockiert und ich habe deshalb das Buch erst einmal zur Seite gelegt. Später wurde mir klar, dass die totalen Gegensätze von Zara und Zoe bewusst mit unterschiedlichen linguistischen Mustern ausgestattet sind. Beim Lesen von Abschnitten, in denen Zara spricht, ist die Ausdrucksweise sehr geordnet und verständlich, während bei Zoe, ihrem Temperament und ihrer sozialen Schicht entsprechend, ihre Ausdrucksweise äußerst derb ist. Man weiß also sofort, um welche der beiden Charaktere es sich jeweils handelt.
Durch diese Gegensätze und die sehr unterschiedlichen Charaktere der beiden Protagonistinnen gewinnt der Text an Reiz, aber auch an Rasanz.
Der Spannungsbogen beginnt gleich ganz oben und wird bis zur letzten Seite aufrechterhalten. Durch die zahlreichen Wendungen wird ein Überraschungseffekt erzeugt und regt zusätzlich zum Weiterlesen an.
Beide Zwillingsschwestern sind verfeindet und in unterschiedlichen Ländern aufgewachsen. Sie sind wie Feuer und Wasser, die eine, überaus diszipliniert, arbeitet für Europol, während Zoe eine brutale, sehr gefürchtete Unterweltgröße ist. Da Zara bei ihrer Arbeit im Drogen- und Terrormilieu nicht weiterkommt, bittet sie ihre Schwester um Hilfe.
Inwiefern wird Zoe darauf eingehen?
Generell ein Thriller, der die Probleme der französischen Vorstädte, den Baulieues aufwirft, wo vorzugsweise Personen aus den ehemaligen Kolonien Frankreichs in sogenannten Betonburgen, also tristen Massenquartieren, leben. Dort herrschen Drogenkriminalität, Hoffnungslosigkeit, Korruption und Aggression. Den muslimischen Grundsätzen der Unterordnung der Frauen und der Machtbesessenheit der Männer zufolge, werden soziokulturelle Standards der ehemaligen Herkunftsländer erhalten. Das brutal ermordete Mädchen, dessen Fall Europol aufklären soll, hat versucht, etwas aus sich zumachen und nach modernen französischen Standards zu leben. Musste es nur deshalb sterben oder ist eine Terrororganisation am Werk? Dieses Werk bearbeitet viele Fragezeichen, ist sehr spannend und liefert Hintergrundswissen zum besseren Verständnis der französischen Partnerschaftsgesellschaft in den Massensiedlungen. Deshalb vergebe ich 5 Punkte.