Ein eiskalter Auftragskiller

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kimvi Avatar

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Der Kroate Tomislav Bokšic, genannt Toxic, arbeitet in Amerika als erfolgreicher Auftragskiller. Dank seiner präzisen Arbeit haben die Bestattungsinstitute gut zu tun. MWA "Möglichst wenig Aufsehen" ist sein Motto. Dem kann er jedoch bei seinem 66. Opfer nicht gerecht werden. Obwohl der Schuss mit gewohnter Präzision im richtigen Kopf landet, beendet er die makellose Karriere des Profikillers. Denn das Opfer entpuppt sich als getarnter FBI-Agent. Da Toxic bei der Ausführung seines Jobs von den Kollegen des Opfers beobachtet wurde, kann man wohl kaum von möglichst wenig Aufsehen sprechen. Jetzt hilft nur eins, Toxic muss seinem lukrativen Job den Rücken kehren und untertauchen. Geplant ist eine kurze Auszeit  in seiner alten kroatischen Heimat. Doch schon am Flughafen stellt sich heraus, dass dieser Plan nicht durchführbar ist. Mit seinem geschulten Auge erkennt Toxic die dort wartende Zivilpolizei.

Jetzt hilft nur sofortiges Umdenken. Im Toilettenbereich fällt Toxics Blick auf einen Mann, der ebenso glatzköpfig ist wie er und ihm auch von der Körperfülle her recht ähnlich sieht. Ein echter Glücksfall also! Der Profikiller überlegt nicht lange, sondern erledigt lautlos und schnell sein 67. Opfer. Er zieht die leblose Gestalt in eine Toilettenkabine und schlüpft in die Kleidung des Getöteten. Dann nimmt er noch schnell das Ticket, die Brieftasche und den Pass seines Opfers an sich und verlässt den Toilettenbereich als Father Friendly. Derartig gut getarnt, gelingt es ihm den Flughafen und das Land zu verlassen. Seine neue Identität führt ihn direkt nach Island, denn dort wird Father Friendly schon sehnsüchtig von seinen Gastgebern erwartet. Ein Ehepaar hat Father Friendly eingeladen, in einer religiösen Fernsehsendung aufzutreten. Mit Toxics Motto "Möglichst wenig Aufsehen" lässt sich dieser Wunsch nur schwer in Einklang bringen. Entsetzt stellt der Profikiller fest, dass sich Island denkbar schlecht zum Untertauchen eignet. Hier ist es ihm auch nahezu unmöglich an eine Schusswaffe zu kommen. Als der vermeintliche Gottesmann sich dann auch noch in die Tochter seiner religiösen Gastgeber verliebt und die Polizei ihm auf die Schliche kommt, nimmt das Schicksal seinen Lauf...



**Meine Meinung**


Das Buch ist in der Ich-Form, aus der Sicht des Profikillers Toxic, geschrieben. Er erzählt in einem lockeren und eher respektlosen Plauderton seine Geschichte. Sein rabenschwarzer Humor ist dabei allgegenwärtig.  Schnell wird klar, Toxic liebt seinen Beruf und ist stolz auf seine Erfolgsquote. Aufgrund seiner Berufsauffassung ist das Opfer bei ihm noch König und wird zuvorkommend behandelt! Durch die gewählte Erzählperspektive schlüpft man in die Haut des Auftragskillers, bekommt einen Einblick in seine Gedanken und verfolgt seine skurrilen Ansichten zu Land und Leuten. Alleine seine Berufswahl deutet daraufhin, dass Toxic die Welt mit anderen Augen sieht als der Durchschnittsbürger. Ausgerechnet ihn verschlägt es nach Island und dann noch in der Gestalt eines angesehenen Gottesmannes. Schnell stellt er fest, dass Island kein Land für Auftragskiller ist und es gar nicht so einfach ist, als gottesfürchtiger TV-Prediger möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Obwohl sich Toxic redlich bemüht, lassen sich alte Gewohnheiten nicht auf Knopfdruck abstellen.

Der Einstieg in Toxics ereignisreiches Leben ist rasant und seine Schilderungen triefen vor Sarkasmus. Doch meiner Meinung nach, gibt es auch einige Längen, die recht langatmig wirken. Dennoch bleibt das Buch interessant und Toxic wirkt, trotz seines Berufs als Auftragskiller, sympathisch und durchaus humorvoll. Durch Rückblicke in seine Vergangenheit lernt man die Hintergründe seiner Persönlichkeit besser kennen. Das Buch hat also mehr zu bieten, als eine Aneinanderreihung von skurrilen Begebenheiten. Toxics Weiterentwicklung wirkt auf mich allerdings nicht immer glaubhaft und nachvollziehbar. Dennoch ist mir der Profikiller mit den schrägen Ansichten und dem tiefschwarzen Humor ans Herz gewachsen.

Ich greife eher selten zu Büchern von skandinavischen Autoren, da ich die Atmosphäre dieser Romane meist zu düster und erdrückend empfinde. Das war bei Toxics Erzählung allerdings keinen Moment so. Meistens habe ich Schwierigkeiten  mir die fremden und ungewohnten skandinavischen Namen in solchen Romanen zu merken und richtig einzuordnen. Doch da Toxic eine ganz eigene Art hat, mit diesem Problem umzugehen, habe ich auch in dieser Hinsicht nichts auszusetzen.

Das Ende trifft mich allerdings abrupt und unvorbereitet. Ich hatte mir einen anderen Abschluss erhofft, doch das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert.


**Mein Fazit**


"Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" hat mich durch den tiefschwarzen Humor überzeugt. Allerdings muss man dieser Art von Humor mögen, um das Buch zu genießen. Ich bewerte es mit vier von fünf Sternen. Den einen ziehe ich, wegen einiger Längen im Mittelteil und dem abrupten Ende, ab.