Verrückt und schräg...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
parden Avatar

Von

Eigentlich ist er Kroate, eigentlich lebt er in New York, und eigentlich ist er ein Auftragskiller. Mit 66 erfolgreich ausgeführten Morden. Bisher.
Doch es läuft nicht gut für Toxic. Versehentlich hat er einen FBI-Agenten getötet und damit eine Lawine losgetreten. Um seiner Verhaftung zu entkommen, muss er einen Mann umbringen und dessen Identität annehmen. Dummerweise handelt es sich dabei um einen amerikanischen Fernsehprediger (Father Friendly)
Immer unter dem Gebot „MWA“ (möglichst wenig auffallen) versucht Toxic in den folgenden Wochen und Monaten also, sein Leben in Island zu meistern. Obwohl er sich selbst für äußerst umsichtig hält, erweist er sich nicht immer gerade als der Geschickteste. Als Father Friedly zum Beispiel redet er sich ziemlich angetrunken in der Fernseh-Show um Kopf und Kragen.
Lange ist er fassungslos, in welches Land ihn das Schicksal getrieben hat. Hier gibt es keine Armee, keine Waffen, keine Morde – noch nicht einmal einen Rotlichtbezirk. Isländische Gefängnisse scheinen „mehr so zu sein wie College in den USA: den ganzen Tag Sport gucken und dazu alle Drogen, die man sich wünschen kann“ (S. 199). Den ganzen Sommer über wird es nicht dunkel, den ganzen Winter über nicht hell. Außerdem ist alles in Island wahnsinnig teuer. Um einmal den Kühlschrank zu füllen, zahlt man so viel wie anderswo für einen ganzen Kühlschrank. Und apropos Kühlschrank: „Der isländische Sommer ist wie ein Kühlschrank, den man sechs Wochen offen lässt. Das Licht ist die ganze Zeit an und das Gefrierfach taut, aber richtig warm wird es nie…“ (S. 214). Es ist eben das Land der 10 Grad Celsius…
Die Beschreibung Islands ist ebenso witzig wie die Versuche von Toxic, mit der Sprache zurecht zu kommen. Die ersten Versuche im Umgang mit isländischen Namen haben mir mehrfach die Lachtränen in die Augen getrieben.  Obwohl Toxic sich oft ausgesprochen oberflächlich verhält – so teilt er zum Beispiel alle Frauen, denen er begegnet, in die Kategorie ein: „Wenn sie die einzige Frau in unserer Einheit wäre und wir einen Monat in den Bergen festsäßen, würde ich am Tag x anfangen, von ihr zu träumen“ – erfährt man im Verlaufe des Buches mehr über sein Leben und seine Vergangenheit.
Der schräge, oft schwarze, teilweise bitterböse Humor dominiert sicher in dem Buch, und doch hat der Leser die Möglichkeit, Toxic näher kennen zu lernen. Leider hatte das Buch für mich zwischendurch auch ein paar Längen, und mit dem Schluss habe ich so wirklich nicht gerechnet. Davon hatte ich mir mehr versprochen – eher etwas im Stile des Beginns des Buches.

Insgesamt habe ich mich aber beim Lesen durchaus amüsiert, teilweise auch recht lautstark. Und dass sich der Sinn des Titels im gesamten Verlauf des Buches nicht wirklich erschließt, tut dem Ganzen keinen Abbruch. Dies scheint diesmal auch nicht an der Übersetzung zu liegen – der deutsche Titel scheint dem isländischen sehr nahe zu kommen (soweit ich skandinavischer Sprachen mächtig bin).

Alles in allem also ein nettes Lesevergnügen!