Wo ist Aimees Geist?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lilith Avatar

Von

Das Cover von Picoults Zeit der Gespenster ist für mich etwas verstörend. Der Schleier, klar zu sehen. Auch die unverdeckte Gesichtshälfte, doch teilt ein Haar oder zwei das Gesicht. Dort scheint eine Kante zu entstehen, die bei genauerem Hinsehen fast so scharf wie ein Schnitt wird. Einfach ein Haar, das sich über das Gesicht verirrt hat oder doch mehr?

Ich weiß es nicht, aber ich fühle mich angesprochen durch diese Irritation im Bild.
Die Geschichte selbst beginnt dann mit Ross Wakeman, der nicht sterben kann. Beim ersten Mal wollte er dies auch noch nicht, die Ärzte finden Erklärungen, warum er nicht vom Blitz getroffen wurde, sondern nur Induktionsströme ab bekam. Es kann doch niemals der Blitz direkt in sein Herz gefahren sein und ihn für kurze Zeit aus dem Leben gerissen haben? Dann wäre das Herz verdampft, verkocht, wie auch immer geröstet von dieser enormen Energie. Also finden die Ärzte eine Erklärung. Eine, die zufriedenstellen könnte, würde Ross nicht später noch ganz andere Vorfälle überleben.

Er sehnt sich nach dem Tode, doch scheint nicht sterben zu können. Hier frage ich mich Warum. Warum will er sterben und warum kann er es nicht? Schon mit den ersten Sätzen und Seiten fesselt Picoult.

Curtis Warburton hingegen nutzt übersinnliche Phänomene für die Quoten seiner TV-Show. Verzweifelte Spukgeschädigte scheinen sein Team zu Hilfe zu rufen. Sollten sich keine aufzeichenbaren Hinweise auf einen Spuk finden, strikt Curtis auch durchaus aus den wenigen vorhandenen Informationen seine Erklärung für das Spukphänomen. Die Hilfesuchende Familie bekommt eine Geschichte zu hören, die zu ihr passt, die sie glauben kann. Noch ein paar Dollars mehr werden verdient, durch die Seance, deren Notwendigkeit er gerade selbst erfunden hat und weiter gehts.

Doch Ross geht es nicht um die Einnahmen, nicht um eine neue Storie für die TV-Show. Er hat sich Monate lang mit der wissenschaftlichen Untersuchung dieser Phänomene befasst. Hat sie aufgezeichnet, hat sie erlebt. Jene Lichter über Gräbern, jene Kälte ohne Zugluft. Immer auf der Suche nach einem Zugang zu den Geistern, zu Aimee, zu ihrer Welt. Jener plötzlich auftauchende Penny lässt Hoffnung aufkeimen, dass sie ihm noch eine Chance gibt. Seine tote Frau.

Die Leseprobe hat es geschafft mich für dieses Buch zu interessieren. Nicht für den quotengeilen Curtis aber für Ross und seine Geschichte. Für seine verzweifelte Suche nach seiner Frau. Wo ihr Geist auch sein mag, wird er sie finden?