Auf der Suche nach sich selbst

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Der zweite Band der Slated-Trilogie schließt nahtlos an den Auftakt „Gelöscht“ ([Rezension](http://tintenhain.wordpress.com/2013/06/27/rezension-geloscht-teri-terry/ "Teri Terry: Gelöscht [Rezension]")) an. Es gibt keine Zusammenfassung der Ereignisse, deshalb empfiehlt es sich, noch einmal das Ende des ersten Teils zu lesen, um die Erinnerung aufleben zu lassen. Im Laufe des Buches werden jedoch Details, die für das Verständnis notwendig sind, noch einmal aufgefrischt, so dass es wirklich ein Leichtes ist, sich auch nach einem Jahr des Wartens in der Geschichte aufgehoben zu fühlen.

Kyla durchlebt eine rasante Entwicklung ihrer Persönlichkeit, hervorgerufen durch immer häufigere Flashbacks und Träume sowie das Einsetzen ihres Erinnerungsvermögens. Doch stets bleibt dabei der Zweifel an dem, was ist und was zu sein scheint. Es tauchen neue Charaktere auf, die in ihrer Komplexität überzeugen können und bei denen es dem Leser genau wie Kyla geht: Man weiß nicht, wem man vertrauen kann. Dies macht einen Großteil der Spannung aus, gepaart mit immer wieder neuen Erkenntnissen zu den Machtspielchen der Lorder und zunehmend auch der Untergrundorganisation „Free UK“.

Besonders gut gelingt es der Autorin aufzuzeigen, wie Menschen manipuliert und mit psychologischen Finessen in ihrer Persönlichkeit verändert werden können. Kleine Gesten wie Nicos Küsse auf die Stirn wecken bei Kyla sofort Gefühle, denen sie sich nicht entziehen kann. Dennoch wird auch aufgezeigt, dass das menschliche Gehirn sich Misshandlungen gegenüber durchaus zu wehren weiß, wenn auch oft nur unter Extrembedingungen.

Da es Kylas Liebe zu Ben meiner Meinung nach bereits im ersten Teil an Überzeugungskraft gefehlt hat, gelingt es auch weiterhin nicht, Ben als treibende Motivation für Kyla nachvollziehbar darzustellen. Hier fehlt mir nach wie vor die Beschreibung glaubhafter Gefühle.

„Zersplittert“ hat mir ein fieberhaftes, emotionsgeladenes Leseerlebnis verschafft, immer auf der Suche nach der Wahrheit und gleichzeitig ein wenig ängstlich, dabei ertappt zu werden. Auf die psychischen Grausamkeiten, die Kyla auszustehen hat(te), wird der Leser langsam vorbereitet, so dass die Erkenntnis Kylas nicht zu schockierend und damit auch für eher zart besaitete Leser wie mich durchaus erträglich ist.

**Fazit** :
Ein ganz starker zweiter Teil, der an Spannung mit Leichtigkeit den ersten Teil überflügelt, was bei Trilogien eher ungewöhnlich ist. Ich kann es kaum erwarten, den dritten Teil in den Händen zu halten, um wieder mit Kyla mitfiebern zu können.

© Tintenelfe

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