Die Zwillinge

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Saskia Sarginson – zertrennlich

Saskia Sarginson beschreibt in ihrem Roman „zertrennlich“ die Beziehung zwischen den eineiigen Zwillingen Isolte und Viola. Zwischen ihnen besteht eine Art magisches Band, sie spüren die jeweils andere und auch was diese fühlt oder denkt. Ihre Mutter Rose zieht mit ihnen in ein Haus im Wald in einer abgelegenen Gegend an der Ostküste Englands. Sie erzieht sie im Glauben an Freiheit und versucht sie selbst zu versorgen. Leider klappt es nicht, wie sie es geplant hatte und ihr geht langsam aber sicher das Geld aus. Während die Mädchen ihre Zeit nicht in der Schule sondern im Wald mit den Zwillingsbrüdern John und Michael, die aus einer armen Familie stammen und regelmäßig von ihrem Vater verprügelt werden. Im Wald lernen sie die auch oft grausame Natur kennen und lieben und leben auch ihren Drang zur Naturmagie aus. Doch dann drängt sich der Lehrer Frank mit seiner Tochter Polly in ihr Leben, weil Rose hofft, dass Frank sie heiraten wird und sie so überleben können. Das geht den vier Freunden gegen den Strich. Und doch ist es auch der Moment im dem sich Viola und John verlieben und nie aufhören sich zu lieben.

Der Roman wird in der Retrospektive von Isolte und Viola erzählt. Das magische Band zwischen ihnen ist fast zerrissen und die beiden haben sich von einander stark entfernt und doch hält sie irgendetwas immer noch fest. Viola ist inzwischen magersüchtig und so dünn, dass sie für einige Zeit wieder ins Krankenhaus muss. Währenddessen ist Isolte eine recht erfolgreiche Modejournalistin geworden und mit Ben einem aufstrebenden sinnlichen Fotografen zusammen. Beide kreisen immer wieder um ihre verklärte Kinderzeit und den Selbstmord ihrer Mutter, an dem sie offenbar eine gewisse Mitschuld tragen auch wenn sie lange Zeit brauchen, um es sich einzugestehen. Die Jungs haben sie seit dem Selbstmord nicht wieder gesehen, worunter besonders Viola leidet und beinahe zerbricht. Auch von Polly fehlt jede Spur.

Sarginson benutzt eine sehr eindringlich Sprache, in der noch immer weitere Deutungsmöglichkeiten mitschwingen. Oft deutet sie Dinge nur an und lässt den Leser grübelnd zurück. Ihre Kritik gegenüber der Hippiezeit kommt immer wieder zu Tage, jedoch ist sie eher nebensächlich. Besonders ihre Beschreibung der magischen Kindheit im Wald und auch am Meer ist wunderschön zu lesen und lädt zum Träumen von diesen Gegenden ein.

Nur das Ende ist sehr unbefriedigend, weil es scheint, dass alles gut wird, nur das letzte i-Tüpfelchen fehlt noch um es zu einem guten Gelingen zu bringen. Es bleibt zwar nicht vieles ungeklärt, doch bleibt unklar ob die beiden Schwestern doch noch glücklich werden und vielleicht auch wieder zueinander finden.

Das Coverbild ist für den Roman sehr passend gewählt und auch die weiße Hintergrundfarbe des Rückens und als Hintergrundfarbe ist sehr schön gewählt, da sie doch die Unschuld der Kindertage verdeutlicht. Während der wie von Kinderhand geschriebene Titel dazu im krassen Gegensatz steht und schon diesen Kampf zwischen den Extremen anzeigt.

Insgesamt ein wunderbar spannender und doch auch einfühlsamer Roman, der die Beziehung zwischen zwei Schwestern zeigt, die ein einzigartiges Band verbindet, dass zu reißen droht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht die Geschichte zu lesen und ich bin gespannt, was noch von Sarginson kommen wird.