Zertrennlich

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dorli Avatar

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Die Zwillingsschwestern Viola und Isolte wachsen unbekümmert und fröhlich in den Kiefernwäldern Suffolks auf, bis etwas geschieht, dass nicht nur diese Unbeschwertheit beendet, sondern auch die enge Bindung der Schwestern zerstört.
Nach den Tod ihrer Mutter Rose leben die Mädchen bei Tante Hetti in London - während Isolte sich mit dem Leben in London arrangiert, kann sich Viola nicht an die neue Situation gewöhnen – sie wird aufsässig, hungert sich fast zu Tode, sehnt sich zurück in die Wälder…

Saskia Sarginson lässt „Zertrennlich“ auf 3 unterschiedlichen Zeitebenen spielen.
Die Zwillinge als 12-jährige - sie leben mit ihrer Mutter im Wald, ihre Welt ist noch in Ordnung.
Dann als Jugendliche bei Tante Hetti in London - man merkt deutlich, dass die vorangegangenen Ereignisse eine unterschiedliche Entwicklung der Mädchen hervorrufen.
Und schließlich das aktuelle Geschehen - Isolte und Violas Lebenswege haben sich getrennt, die beiden haben kaum noch etwas gemeinsam.

Die Autorin erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sie springt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Mal berichtet Viola, dann wieder ist es Isolte, die die Geschehnisse schildert. Er war für mich nicht einfach, immer den Überblick zu behalten. In jedem neuen Abschnitt zunächst einmal das Wer und Wann herauszufinden, hemmt den Lesefluss doch sehr.

Isolte liebt Ben und ist als Moderedakteurin erfolgreich. Sie scheint ihren Platz im Leben gefunden zu haben, doch wirklich glücklich wirkt sie nicht auf mich.
Viola liegt im Krankenhaus, wird künstlich ernährt, möchte sich am liebsten auflösen. Sie hat kein Interesse mehr an der Welt um sich herum.
Auch die Zwillinge John und Michael, Spielkameraden der Mädchen während der unbeschwerten Zeit in Suffolks Wäldern, sind an den schrecklichen Ereignisse beteiligt, auch ihr Leben ist völlig aus dem Tritt geraten.

Als Leser möchte man natürlich unbedingt wissen, was die anfänglich unzertrennliche Zweisamkeit von Viola und Isolte so nachhaltig zerrüttet hat. Häppchenweise werden die Schatten der Vergangenheit aufdeckt. Der Auslöser des Dramas ist letztendlich etwas Dummes, Gedankenloses, ganz und gar nicht böse Gemeintes, das aber eine so tiefgreifende Zerstörungskraft im Gepäck hat, dass das Leben aller Beteiligten aus den Fugen gerät.

Saskia Sarginson kann sowohl die fröhliche Kindheit wie auch die dunklen Wolken, die nach den schrecklichen Ereignissen über Isolte und Viola schweben, sehr gut vermitteln. Insgesamt war mir die Geschichte aber zu weitläufig, besonders die Erlebnisse in Suffolk vor der Katastrophe werden sehr in die Länge gezogen.