Kalte Hölle Kinderheim

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mammutkeks Avatar

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Sowohl Lese- als auch Hörprobe waren für mich völlig faszinierend - verschiedene Einblicke in das Leben der Judith Keppler oder der Christel Sonnenberg - welche genau gemeint ist, ist bislang noch unklar. Oder sind beide Frauen ein und dieselbe? Aber welche Geschichte steckt dahinter?

Welche Geschichte ist es genau, die 1985 im Kinderheim Jurij Gagarin beginnt? In der Nacht, in der die Erzieherung Martha Jonas ihre Aufsichtsaufgaben nicht so ernst nimmt, weil sie - verbotenes - West-Radio hören will. In der Nacht, in der Kind 052 ausgetauscht wird - Martha sich aber nicht traut, die Wahrheit zu sagen?

Etwa 25 Jahre später ist Judith Keppler als Cleanerin beschäftigt, als Putzkraft, die die Wohnungen von Verstorbenen gründlich reinigt. In dieser Funktion ist sie auch unterwegs, als sie (in der Hörprobe) einen Umschlag erhält, der als Absender das längst geschlossene Jurij-Gagarin-Kinderheim in Sassnitz hat.

Auch Sassnitz ist natürlich interessant - die Hafenstadt auf Rügen, von der - auch zu Zeiten der DDR - Fährschiffe in den Westen aufbrachen. Wurde das Kind vielleicht ausgetauscht, weil es die Tochter einer Republikflüchtigen war? Aber was ist dann mit der eigentlichen Judith geschehen?

Nach Lektüre der Leseprobe und dem Anhören eines weiteren durch Nina Petri famos gesprochenen Kapitels in der Hörprobe bleiben viele Fragen offen. Fragen, die auch in der Geschichte der DDR liegen, in der Art und Weise, wie z.B. im Kinderheim mit den Schutzbefohlenen umgegangen wurde.

Sowohl Lese- als auch Hörprobe machen Lust auf mehr - der Stil von Elisabeth Herrmann ist äußerst gelungen, erzeugt sowohl Spannung als auch Mitgefühl.