Schatten der Vergangenheit

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clara_fall Avatar

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Das Buch beginnt in einer Zeit, die ich persönlich nie wieder zurückhaben möchte. Man kann beim Lesen die muffig-sterile Luft einer DDR-Kindereinrichtung riechen und die "staatlich verordnete Fürsorge" spüren. Die Geschehnisse werden aus Marthas Sicht erzählt, eine Erzieherin, die bereits ihre Lebensideale dem Schablonenstaat DDR geopfert hat und nur noch das tut, was man von einer kommunistischen Pädagogin erwartet. Außer - ihr sehnsuchtsvoller Wunsch, nachts heimlich einen "Feindsender" hören zu dürfen, der aber nun auch in einem unerwarteten Verhör durch einen Mitarbeiter des MfS aufzufliegen scheint. Hat man ihr eine Falle gestellt? Warum will man ihr jetzt ein anderes Mächen (Christel) anstelle der behinderten Judith unterschieben? Eine Vorgehensweise, wie sie unter Stasi-Beobachtung leider üblich war und diese Zeiten unangenehm ins Gedächtnis zurückbringt. Dann geht die Handlung mit (der richtigen?) Judith weiter, die einen Job in einer Sonderreinigungskolonne hat und mit dem Praktikanten Kai in eine Wohnung gerät, die ihr einiges in die Hand gibt und sicher die Geschehnisse der nächsten Seiten bestimmen wird. Die LP endet mit der Bemerkung "Wir haben einen Kaltsteher." Hmm......jemand, dem das Heizöl ausgegangen ist?! Seltsam........ Für jemanden, der in der DDR seine Kinder- und Jugendzeit erlebt hat, ist dieses Buch wie ein Dejavue, Begriffe wie Stern-Radio, DT 64, Sozialistisches Friedensfest bedürfen eigentlich gar keiner näheren Erklärung. Aber wie mag sich dieses Buch für Leute in den alten Bundesländern anfühlen?! Ich jedenfalls bin sehr gespannt auf die weitere Entwicklung der Handlung und der einzelnen Figuren. Das Cover finde ich sehr passend ausgewählt.