Großmutter und Enkelin

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meldsebjon Avatar

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Sowohl die Großmutter in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als auch ihre Enkelin 80 Jahre später haben einen Traum vom Leben: Beide sind kreativ, beide sind in eine Gesellschaftsschicht hineingeboren, in der der weitere Weg vorgezeichnet ist. Beide haben zierliche, hübsche Mütter, die sehr dominant sind und versuchen, ihre Töchter zu exakten Kopien ihrer selbst zu machen, was schon an den äußerlichen Voraussetzungen scheitern muss. Soweit, so ähnlich. Wenn man die Geschichte beider liest, kann man irgendwie nicht glauben, dass so viel Zeit vergangen ist. Irgendwie sollte sich die Gesellschaft doch weiter entwickelt haben, oder? Scheinbar ist das aber ganz und gar nicht der Fall. So gut dieses Buch auch geschrieben ist, so habe ich doch genau deswegen meine Schwierigkeiten damit: Dass nur sehr wenige Frauen vor fast hundert Jahren stark genug waren, ihren eigenen Weg zu gehen, ist bekannt, aber dass sich auch in unserer modernen Zeit eine gebildete junge Frau so verunsichern lässt, fällt mir schwer zu glauben!
Wie gesagt: Das Buch ist wirklich gut geschrieben, das Ende lässt hoffen, aber zwischenzeitlich konnte ich nur fassungslos die Haare raufen. Wenn das damit beabsichtigt war, ist ein Volltreffer gelungen.