Habe den Mut, Deinen Traum zu verwirklichen

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brianna Avatar

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Vom wunderschönen Cover und der Beschreibung auf dem Klappentext angezogen, wurde ich hinsichtlich der Handlung nicht enttäuscht.

In zwei verschiedenen Handlungssträngen lernen wir Madeleine und ihre Großmutter Margaret/ Margie kennen und begleiten sie in Lebenssituationen, die durch einen Umbruch gekennzeichnet sind. Während Madeleine´s Leben um die 2000er geschrieben wird, reisen wir mit Margie in das Paris der 20er Jahre.

Madeleine hat einen erfolgreichen Mann, der aus einer sehr reichen Familie stammt, und könnte ihr Leben als reiches Anhänsel ihres Mannes genießen, da sie weder arbeiten, sich um Kinder kümmern, noch den Haushalt führen muß. Doch sie leidet (still).

Ihr Mann bevormundet sie in allen Belangen- er bestimmt über ihre Nahrungsaufnahme, Kleidung, Hobbies, die Einrichtung der gemeinsamen Wohnung, gesellschaftliche Einladungen- kurzum, ER bestimmt allein, was sie tun darf.
Und sie läßt es sich gefallen!!

Ihre Träume hat sie längst begraben, so scheint es zumindestens. Malerin wollte sie werden und sie hatte durchaus Talent. Von ihren Eltern wurde sie darin nicht bestärkt, sodaß sie einen anderen Bildungsweg einschlug bis zu ihrer Heirat mit Phillip.

Als sie ihre Mutter besucht, erfährt sie, daß diese das Elternhaus veräußern will und infolge dessen entdeckt Madeleine auf dem Dachboden die Tagebücher ihrer Großmutter.

Fasziniert liest sie von einer jungen, mutigen Frau, die so gar nichts mit der gestrengen älteren Dame zu tun hat, die sie kennenlernte. Und während Madeleine ihrer Familiengeschichte näherkommt, lernt sie sich auch endlich selbst kennen. Ihre Wünsche, Sehnsüchte, Träume. Und endlich hinterfragt sie ihr Leben.


Margie fühlt sich in ihrem recht strengen Elternhaus mißverstanden, die ihre Leidenschaft für Literatur weder verstehen noch akzeptieren wollen. Sie möchte vor der von ihren Eltern arrangierten Ehe flüchten- umso glücklicher ist sie, als sie ihre Cousine auf eine große Reise durch Europa begleiten darf. Eigentlich soll sie für diese die Aufpasserin geben, doch plötzlich ist sie auf sich allein gestellt. Und all ihre Träume werden wahr.

Sie arbeitet und lebt in Paris, schreibt dort viele Geschichten, lernt jeden Tag Neues kennen, eine fremde Sprache wird zu der ihren, Fremde zu Freunden und sie taucht ein in die Kunstszene- feiert mit Malern und Musikern, schaut selbstgedrehte Filme und genießt es sehr. Darüber hinaus ist ihr die Endlichkeit ihrer Zeit dort mehr als bewußt, ebenso wie die Tatsache, daß sie knapp mit dem verdienten Geld auskommt.

Die Tatsache, daß sie sich in einen jungen, charismatischen und äußerst attraktiven Maler verliebt, der ihre Verliebtheit erwidert, zeigt, wie sehr sie sich verändert hat.
Dennoch kann sie diesen Traum nicht weiterleben.

Der Schreibstil ist mehr als flüssig und sehr gelungen. Die Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt, aber immer so, daß man sich im Lesefluß nicht gestört fühlt.
Beide Hauptcharaktere werden einem sehr nahegebracht, man empfindet tiefe Sympathie für beide Frauen. Die Nebenprotagonisten werden auch detailliert dargestellt, aber nicht alle verdienen meinen Respekt oder meine Sympathie. Aber das brauchte dieser Roman wohl, um die Spannung beizubehalten.

Es war ein sehr aufwühlendes Erlebnis, diese beiden Frauen zu begleiten.
Für jeden Leser bleibt zu Abschluß die Frage, wie sehr beugt man sich den gesellschaftlichen oder familiären Zwängen oder verwirklicht man seine Träume- wenn ja, zu welchem Preis?
Ein berührendes Buch, das ich absolut empfehlen kann.